Nach dem Frühstück im Café Storchennest möchte ich mir Fulda anschauen. Soll ich jetzt selbständig losziehen, oder an einer geführten Tour teilnehmen? Ich gehe zum Touristenbüro. Dort wird auf einem Plakat eine App für Touren angepriesen. Ich lade die App doyo auf mein iPhone und kaufe die Tour Fuldas Barockviertel.

Die Tour beginnt beim Bonifatiusdenkmal. Bonifatius (673-754) war ein angelsächsischer Missionsbischof aus Essex, welcher von der Kirche nach Gemanien entsandt wurde. Er gründete Kirchen und Klöster und zerstörte heidnische Stätten. Gründer des Klosters Fulda.

Der Dom St. Salvator (vom Petersdom inspiriert) wurde 1704–1712 von Johann Dientzenhofer als dreischiffige Basilika errichtet und ist die Grabeskirche des heiligen Bonifatius. 

Die Michaelskirche, eine der ältesten Kirchen Deutschlands, wurde 820-822 gebaut. Sie ist viel schlichter (natürlich auch viel kleiner) als der üppige Dom.

Das Paulustor wurde 1711 nach den Plänen von Johann Dientzenhofer erstellt und im Jahre 1771  an seinen jetzigen Standort versetzt, vermutlich wegen politischer Machtspiele.

Die Orangerie sei zum Schutz der Zitrusfrüchte des Schlossgartens gebaut worden und ist heute ein Hotel. Sie ist vom weitläufigen Schlossgarten umgeben mit vielen Blumen und Wasserfontainen.

Das Stadtschloss war eine Burg und wurde 1607 – 1612 von den Äbten umgebaut! Sie wollten auch etwas Prunk zeigen!

Der Hexenturm war ein Teil der Stadtmauer. Er war nie ein Hexengefängnis. Die angeblichen Hexen wurden  im Turm des Stadtschlosses eingesperrt und gefoltert. 

Neben dem Hexenturm steht das Geburtshaus von Karl Ferdinand Braun (* 6. Juni 1850 in Fulda; † 20. April 1918 in New York). Er war Physiker, Lehrer, Elektrotechniker und Nobelpreisträger, der in besonderem Maße daran mitwirkte, die von Heinrich Hertz 1888 experimentell nachgewiesene elektromagnetische Strahlung nachrichtentechnisch nutzbar zu machen. Auch sehr bekannt wurde er durch die Erfindung der Halbleiterdiode.

Am Severiberg steht die gotische Severikirche. Damit ist meine Tour fertig. 

Die App beinhaltet eine weitere Tour:

Fulda im Hexenwahn

Hier wird die Geschichte der Merga Bien erzählt. Im Mittelalter litt die Bevölkerung unter  Hunger und Seuchen, man war auf der Suche nach Schuldigen. Im Jahre 1487 war das Buch Malleus Maleficarum (Hexenhammer) des Dominikanermönchs Heinrich Institoris erschienen, durch den neu erfundenen Buchdruck erfuhr es grössere Verbreitung.

1603 Hexenjagd in Fulda

1570 wurde der Fürstabt von Fulda,  Balthasar von Dembach, ein engstirniger Eiferer, vertrieben. Er kehrte 30 Jahre später zurück und hatte einen Komplizen: Balthasar Nuss. Letzterer wird zum Hexenjäger welcher auch die Marga Bien einsperrt, foltert und schliesslich umbringt. Mit dem Machtwechsel kommt ein liberaler Herrscher; der Hexenjäger wird festgenommen und nach einem langjährigen Prozess geköpft.

Am Nachmittag spaziere ich zum Frauenberg. Im Jahr 809 ließ Abt Ratgar  eine Kirche und ein Kloster auf dem Frauenberg errichten, in dem wohl zunächst Benediktiner lebten. Der Ort wurde zum Mariendenkmal Fuldas und deswegen auch Berg Unserer Lieben Frau genannt – hieraus ergab sich im Volksmund der Name Frauenberg.  Heute ist das Kloster ein Franziskanerkloster. Nach dem Klostergarten mit Kräutern und Blumen besuche ich das  Café Flora, wo ich sowohl Aussicht als auch Kuchen geniesse.