Ich stimmte dem Manne vollkommen bei und zwängte mich wieder in eine der beiden schlechten Kutschen, in welche die Reisegesellschaft sich wohl oder übel packen lassen mußte. Bald schnarchten meine sämmtlichen Gefährten um mich, ich Unglücklicher aber suchte vergeblich den Schlaf, denn ich habe mir bis jetzt noch nicht die beneidenswerthe Eigenschaft anzugewöhnen gewußt, im Wagen schlafen zu können. Ich betrachtete still die vom Mondschein mild beleuchtete Gegend. Dort drüben jenseits der Saale winkten mir die zerborstenen Zinnen der Rudelsburg ein freundliches Lebewohl zu; bald aber ward die Gegend langweilig und meine Gedanken zogen auf den Silberwellen des Mondes nach dem fernen Osten, wo vielleicht manches mir theure Haupt in banger Sorge meiner dachte! – Ich war froh, als die erste Nacht vorüber war und wir nach Weimar kamen, aber die empfindliche Kälte, verbunden mit der unangenehmen Verstimmung des Körpers, welche stets eine schlaflose Nacht zurückläßt, ließ mir diese durch ihr Erinnerungen an die größten Geister des deutschen Volks für jeden Fühlenden poetische Stadt höchst prosaisch erscheinen, und ich freute mich, als die zweite Umpackerei glücklich wieder überstanden war. 

Beim ausgezeichneten Frühstück leistet mir ein anderer Radreisender Gesellschaft, er ist unterwegs von der Ostsee ins Allgäu. Auch eine respektable Strecke.

Ich fahre aus Naumburg raus und meine mit Outdooractive geplante Strecke führt schon bald quer übers Feld. In Bad Kösen habe ich etwas Mühe, den richtigen Weg zu finden, und als ich ihn dann endlich gefunden habe, führt er mich an eine Brücke, die nicht mehr existiert. 

Darum muss ich jetzt auf den Hügel hinauf fahren, was ich nur teilweise schaffe. Mit Gepäck ist der steile Feldweg nicht ohne. Als Entschädigung gelange ich zur Rudelsburg, die Willkomm auch beschrieben hat. Man kann sie allerdings nur von aussen ansehen, der Eingang ist versperrt. Dann geht es wieder bergab Richtung Saaleck, bei Kleinheringen geht es über die Saale und jetzt folge ich der Ilm. Nun geht es richtig über Land, auch eine Single Trail Abfahrt gehört dazu. In Darnstedt komme ich an einem Sohlebohrturm vorbei. Eine 1893 niedergebrachte und 1896 ausgebaute Tiefbohrung auf der Darnstedter Flur schloß in einer Tiefe von 880 Meter gesättigte Sole mit einer Konzentration von 27% auf.

Nach dem Direktor der Saline Heinrich von Helldorf (1891-1897), erhielt die Bohrung den Namen Heinrichsquelle Über ein Wasserrad und dazugehöriges Feldgestänge wurden ab 1900 die technischen Anlagen betrieben. Ein kleines Gradierwerk diente der Reinigung der Sole, bevor sie durch eine 2 km lange Rohrleitung zu den Solereservoiren nach Sulza geleitet wurde.

Eine weitere Bohrung wurde 1937 notwendig, da die aggressiven Bestandteile der Sole die kupfernen Steigrohre der Heinrichsquelle zugesetzt hatten und ein Bruch der Rohre in einer Tiefe von 385 Meter auftrat. Sie erhielt den Namen Carl-Elisabeth-Quelle (benannt nach dem Vorstandsehepaar). Nach Reparatur wurde 1960 die Heinrichsquelle stillgelegt.

Die Carl-Elisabeth-Quelle lieferte bis zur Einstellung der Salzsiederei 1967 gesättigte Sole nach Bad Sulza.

Bald bin ich in Weimar, wo der Weg aus dem Wald führt und man plötzlich in der Innenstadt ist. Zu meinem Hostel Labyrinth (sehr empfehlenswert)sind es nur 5 Minuten, und ich deponiere Velo und Gepäck. 

Da ich mein Bett noch nicht beziehen kann, gehe ich ins Stadtmuseum. Dort hat es eine interessante Ausstellung über den Fotografen Jewgeni Chaldej. Sein berühmtestes Bild ist das, wo russische Soldaten auf dem Reichstag die Flagge hissen.

Der freundliche Angestellte lässt für mich den Film Weimar, Mythos und Wahrheit laufen, welcher sehr interessant und gut gemacht ist und aufzeigt, wie Künstler und Geisteswissenschafter immer auch von Mächtigen und Reichen zu ihren Zwecken verwendet wurden. Die Ausstellung Spuren des Krieges mit Schrägluftbilder vom Sommer 1945 ist ebenfalls eindrücklich.

Jetzt kann ich ins Zimmer und dusche, dann besuche ich das Bauhaus-Museum. Es zeigt die Ideen und Entwicklungen dieser Kunstschule. 

Ich wandere am Stadtschloss vorbei zum Ilm Park, der ist 48 Hektaren gross und wurde seit seiner Errichtung im 18. Jahrhundert unter Beteiligung von Johann Wolfgang von Goethe kaum verändert. Ich spaziere an der Sphinx Grotte vorbei zu Goethes Gartenhaus, welches dem Dichter im Jahre 1776 vom Herzog Carl August finanziert wurde. Es gibt einen guten Audioguide, und man kann sich das Leben Goethes dank authentischer Gegenstände gut vorstellen. Ein idyllischer Ort, aber wohl kalt im Winter.