Nach einem ausgezeichneten Frühstück, wieder in meinem Lieblingsrestaurant Sri Sabareesh, überprüfe ich mein Billett für meine Zugreise nach Thanjavur von heute Abend. Ich bemerke, dass mein Status PQWL ist. Dank Internet lerne ich, dass das Pooled Quato Waiting List bedeutet. Ich bin also auf der Warteliste für einen Liegeplatz.

Der Bahnhof liegt gleich neben meinem Hotel. Ich frage beim Helpdesk nach, und der Angestellte meint, es würde schon klappen. Ich solle aber doch zum Stationsvorsteher im ersten Stock.

Dieser lädt mich in sein Büro ein, tippt auf seinem Computer herum und findet einen Platz für mich. Jetzt fordert er mich auf, neben ihn zu stehen, zückt sein Handy und macht ein Selfie von uns beiden. Das sei sein Hobby, erklärt er, und zeigt mir die Aufnahmen seiner fünf Kunden von heute.

Zurück im Hotel lese ich in meinem neuen Buch A fine Balance von Rohinton Mistry. Das Buch reisst mich von Anfang an mit. Schon den ersten Abschnitt finde ich grossartig:

The morning Express bloated with passengers slowed to a crawl, then lurched forward suddenly, as though to resume full speed. The train’s brief deception jolted its riders. The bulge of humans hanging out of the doorway distended perilously, like a soap bubble at its limit.


Nach dem Lesestündchen checke ich aus und deponiere mein Gepäck. Ich mache mich auf die Suche nach einem schattigen Plätzchen. In der Nähe finde ich auf der Karte den American Mission Cemetery, vielleicht wäre das etwas? Leider ist der Friedhof nicht zugänglich. So fahre ich mit einer Rikscha zum Rajaji Park, wo es schattige Bänke hat. Auch einen Spielplatz gibt es sowie einige einfach Bahnen wie in einem Vergnügungspark. Das Gandhi Museum ist ganz in der Nähe, darum schaue ich mir die Ausstellung noch einmal an, als ich genug gelesen habe.

Ich spaziere zurück zum Tempel. Ich habe mich für eine Tour angemeldet: Once upon a time in Madurai. Die beginnt um 16 Uhr am North Tower. Wir sind 5 Schweizer und ein Amerikaner sowie unsere nette Führerin Swarna.

Sie berichtet ausführlich über die Ursprünge des Tempels, über den Aufstieg und Fall der Pandya und der Nayak Dynastien, welcher 300 v. Chr. begann. Dann erklärt Swarna die Bedeutung der Opfergaben. Viele sind sehr menschlich, man opfert, was die Götter gerne essen: Betel, Kokosnüsse, Früchte.

Pudhu Mandapam bedeutet neue Halle und war eigentlich als Tempel gebaut. Die Halle wurde aber zum Arbeitsplatz von 150 Schneidern, welche an ihren fussbetriebenen Nähmaschinen die gewünschten Gewänder herstellen. Den Stoff dazu kauft man bei den ebenfalls im Gebäude ansässigen Stoffhändlern.

Die verschiedenen Bemalungen der Stirn erläutert Swarna genauso spannend wie die Verwendung der Tempelwagen, welche in zwei grossen Garagen abgestellt sind. Bei einem Tempel erfahren wir über den Jainismus und dann wundern wir uns etwas später über 10 riesige Säulen, welche völlig losgelöst in einer Gasse stehen.

Zum Abschluss versammeln wir uns in einem Restaurant zu einem feinen Imbiss. Ich wandere zurück zum Hotel.