Am Morgen ist es neblig und die Strassen sind nass. Um 8 Uhr fährt der erste Bus zurück nach Hanoi, der hat noch Platz für mich. Es geht zügig voran. Wir halten zwei Mal kurz für Snacks und Toilette, ich kaufe eine Schachtel Milk Cakes, die eine Spezialität von Moc Chau sind. In der Schweiz nennen wir das Nidelzältli. 

Wir erreichen Hanoi um 13 Uhr und können beim Opernhaus aussteigen. Das ist nicht weit von meinem Hotel entfernt, mein Rucksack ist ja nicht schwer, und so gehe ich die Strecke in 20 Minuten zu Fuss, der leichte Regen stört nicht gross. Ich bin wieder im Singita Classy Boutique und kann mein Zimmer beziehen. Das Wetter ist immer noch trüb und feucht und ich spaziere zum Waterpuppet Theatre. Da kriege ich für 200’000 (teuerste Karten) einen Sitzplatz in der Mitte der vordersten Reihe.

Das Wasserpuppentheater gibt es nur in Vietnam. Seine Ursprünge sind unklar, aber wahrscheinlich war es schon im 11. Jahrhundert ein fester Bestandteil im kulturellen Leben des Landes. Die Zuschauer werden musikalisch von einem kleinen Orchester begrüsst, das die ganze Aufführung begleitet. Das Orchester sitzt neben der Bühne, die aus einem Wasserbecken besteht. In dem Becken stehen hinter einem Vorhang die Akteure, die die auf 3 bis 4 m langen Stangen montierten Wasserpuppen handhaben. Die Stangen befinden sich unterhalb, die Puppen oberhalb der Wasseroberfläche. 

Das Orchester beginnt mit einer Ouvertüre. Ein Schlagzeuger hat eine Ansammlung von Trommeln, die wie ein Drumset angeordnet sind. Ein Flötist spielt verschiedene Flöten und auch Percussion. Gezupfte Saiten spielt ein dritter Spieler, er beginnt mit einer Bassgitarre und wechselt dann zu mehr traditionellen Zupfinstrumenten. Eine Frau spielt das Dan Bau das typischste vietnamesische Instrument.  Heutzutage wird der Korpus des Dan Bau aus Holz statt wie früher aus Bambus hergestellt. Das Instrument hat eine Gesamtlänge von rund einem Meter. Als Resonanzkörper dient eine getrocknete Kürbisschale. Die charakteristischen Flageolettöne entstehen dadurch, dass die Spielerin die Saite an mehreren Stellen mit dem Handballen leicht berührt während sie sie gleichzeitig mit einem Plektrum aus Bambus oder Horn, das in der gleichen Hand gehalten wird, zupft. Die andere Hand variiert die Grundspannung der Saite über einen langen, flexiblen Hebel aus Bambus. Dies erzeugt beim Spiel einen hellen, klaren Glissandklang.

Auf dem Wasser erscheinen verschiedene Puppen, welche Menschen und Tiere, auch Fabeltiere, darstellen und Marionetten ähneln. Es werden kleine dramatische Szenen gezeigt, so ein Vogelpaar, welches Nachwuchs kriegt, ein Fischer, eine ganze Flotte von Ruderern u.s.w. Das dauert 50 Minuten und ist sehr unterhaltsam.

Nach der Vorstellung stille ich meinen Hunger gleich nebenan, wo man auf sehr kleinen Stühlen Platz nimmt. Es gibt leckere Dumplings. Heute kämpfe ich etwas mit den Essstäbchen, das ging auch schon besser. Ich muss das mal für mich trainieren.