Zum ersten Male war wieder die Reisegesellschaft in einen einzigen Wagen vereinigt und hatte einen unangenehmen Zuwachs durch einige hessische Bauern bekommen, von denen der eine betrunken war, der andre wahrscheinlich den Katzenjammer hatte. Trotz dem rauchten beide ein entsetzlich stinkendes Kraut aus ihren kurzen Thonpfeiffen, das den ganzen Wagen in eine übelriechende Atmosphäre hüllte. ,,Ach, wäre ich erst in Spanien!“ seufzte ich bei mir

– -,,und als ich dann nach Spanien kam, erging es mir noch schlimmer‘ würde Chamisso gesungen haben, hätte er meine späteren Abenteuer in Spanien geschaut! – Wir hatten noch nicht lange die stark aus ihren Ufern getretene Werra überschritten und das Städtchen Vacha passirt, als unser Fuhrmann das angenehme Ansuchen an uns stellte, auszusteigen, da die Pferde den schwer beladnen Wagen den abschüssigen Abhang nicht hinaufzubringen vermochten. Es dauerte lange, ehe man den schlafenden Insassen das Verlangen unseres Rossebändigers begreiflich machen konnte; endlich aber stiegen alle, der eine fluchend, der andere raisonnirend, sämmtlich vor Frost klappernd und einander mit gähnendem Munde höchst geistreiche Gesichter schneidend, aus dem Wagen und krappelten sich mühsam auf einem kürzeren Wege den Berg hinan. Der Mond beschien hell die anmuthige gebirgige Gegend. ,,Wo sind wir eigentlich?“ fragte ich einen der Mitreisenden und bekam zur Antwort:, ,In Kurhessen zwischen Buttlar und Hünefeld. S’ist ein gesegnetes Land und eine schöne Gegend!“, Jawohl,“ bekräftigte ich – Gott segn’s, da sind wir ja auf dem klassischen Boden der deutschen Frei- heit!“ und brummte mir das muntere Demagönerlied:,,Kur- fürst Fritz von Hessen-Kassel“ u. s. w. in den Bart.- Die waldbedeckte Gegend von Hünefeld bis Fulda erinnert an den Unterharz, ist aber einförmig. Spaß machten mir, namentlich in Hünefeld, die seltsamen enormen Hauben der Bauerinnen, welche bis an die Augen in brauntuchene Mäntel gehüllt, höchst ehrsam in die Frühmesse gingen, denn es war ja Charfreitag. S’mag ein bigottes Nest sein, wie es der Kurfürst brauchen kann, denn man sieht mehr Heiligenbilder als Fenster an den finstern, nach üblicher Sitte mit muschelförmigen Schindeln von unten bis oben bekleideten Häusern. In der freundlichen Stadt Fulda herrschte reges Leben von wegen des Festtags. Eine lange Procession, geführt vom Bischof in Person, bewegte sich feierlich nach den hochgethürmten Dome, wir aber mußten dem bunten Volkstreiben den Rücken kehren und traten bald in den anmuthigsten Theil von Kurhessen ein. Schade um das schöne Land! Doch es ist in Deutschland um Vieles Schade, und damit möge sich der gutmüthige Deutsche trösten. 

Ich fahre früh los, weil auf den Nachmittag Gewitter angesagt sind. Es ist bewölkt, an manchen Stellen ist der Boden nass, es hat schon geregnet. Zuerst folge ich der Hörsel, diese fliesst in die Werra, und mein Weg folgt diesem Fluss. Ab und zu wechsle ich die Flussseite, dann entferne ich mich wieder vom Wasser. Es regnet leicht, ich ziehe meine Regenjacke an. Bald hört der Regen wieder auf. Von ferne sehe ich einen grauen Hügel, das ist eine Salzhalde des Kalibergbaus. Nochmals überquere ich die Werra und komme nach Vacha, wo ich kurz raste. Weiter geht es über Gesa und Spahl. Willkomm fuhr über Hünfeld, aber ich bin heute mehr besorgt, vor dem Gewitter in Fulda zu sein, darum weiche ich etwas vom Kutschenweg ab. An zwei Stellen wird vor dem Eichenprozessionsspinner gewarnt, ich hoffe, dass der mich nicht gerade mitten auf dem Radweg angreift. Nach etlichem Auf und Ab (heute gibt es über 1000 Höhenmeter) erreiche ich Fulda. Die Fahrt zu meinem Hotel ist nicht weit, aber etwas heikel, weil der Radweg auf der linken Seite der Autobahnzufahrt ist und ich ihn zuerst mal finden muss. Sonst fährt man stracks auf die Autobahn. Jetzt regnet es aus Kübeln. Ich bin froh, dass ich bald beim Hotel bin. Heute gab es gut 100 km, die spüre ich. Ich bin allerdings eine Stunde zu früh. Man muss selber mit einem Code einchecken, und der ist auf 15 Uhr programmiert. Zum Glück öffnet die freundliche Putzfrau mein Zimmer und ich darf unter die Dusche. Ich mache einen kurzen Spaziergang und gehe Essen. Es hat aufgehört zu regnen. Um 18 Uhr kommt das Gewitter richtig.