Wir hatten einen Spanier aus Barcelona an Bord und so faßte ich, da mir der einförmige Anblick des Meeres am Ende doch etwas langweilig wurde, den kühnen Entschluß, meine sehr mangelhaften Kenntnisse der spanischen Sprache an den Mann zu bringen. Ich nahm folglich alle meine fünf Sinne zusammen und richtete eine pathetische Anrede im schlechtestem Castilianisch, was man sich denken kann, an besagten Bewohner der pyrenäischen Halbinsel, hocherfreut, mich so schön deutsch spanisch ausgedrückt zu haben. Der Mann antwortete mir auch, obwohl ihm der langen Rede kurzer Sinn etwas dunkel geblieben zu sein schien, wovon ich die Schuld durchaus nicht auf ein zu geringes Fassungsvermögen von Seiten meines Spaniers schieben will; allein zu meinem Bedauern verstand ich ihn eigentlich gar nicht und merkte, daß die castilianische Sprache hier zu Lande oder vielmehr zu Wasser etwas anders klingt als in den Lehrsälen der deutschen Universitäten. Jndessen frisch gewagt ist halb gewonnen und wer nicht mit der größten Seelenruhe eine fremde Sprache recht gottserbärmlich radebrecht, ohne sich zu geniren, wird sie im Leben nicht lernen! Ich setzte also unverdrossen meine Sprachübungen fort und tröstete mich damit, daß mein Catalonier beinahe ebenso schlecht französisch parlirte als ich seine Muttersprache, und so plauderten wir ganz fidel fort, bis uns die Glocke zum Diner rief.

Allein diesmal war es Kunst, auf eine anständige Weise zu essen, denn das Schiff ward jetzt ganz entsetzlich umhergeworfen und Teller, Gläser, Flaschen, kurz alle Geräthe flogen lustig auf dem Tische herum. Ehe ich mirs versah, hatte mein vis à vis, ein wohlbeleibter Engländer, meinen Teller erwischt, während ich sehr gelassen den Madeira trank, den jener auf seine Kosten sich hatte einschenken lassen. Die Verwirrung wurde noch größer, als ein französischer commis voyageur mit sammt dem Sessel umstürzte und uns einen schön gesottenen, sehr appetitlich aussehenden Hummer von der Schüssel entführte, den er krampfhaft gefaßt hoch gen Himmel hielt, während er mit seiner Linken einen Zipfel des Tischtuches als seinen letzten Rettungsanker erfaßte, um seine Stellung zusichern, wodurch die gesammte Tischgesellschaft in die augenscheinlichste Gefahr gebracht wurde, alle Lebensmittel zu verlieren. Glücklicher Weise geschah noch zur rechten Zeit eine Intervention von Seiten des Capitäns, welcher dem Fallendem das Tischtuch schnell entriß und denselben seinem Schicksal überließ, wodurch das Gleichgewicht zwischen den an der Tafel repräsentirten Nationen wieder hergestellt ward. Kurz, es gab ergötzliche Scenen und Alle freuten sich , als diese Tantalusqual vorüber und allen respectiven Magen ihr Recht geschehen war.

Als ich mich wieder auf das Verdeck hinaufgehaspelt hatte, war es bereits finster. Der Himmel war dick mit schwarzen Wolken bedeckt, der Wind heulte schauerlich in dem Takelwerk und blos der fahle Lichtglanz der sich unaufhörlich brechenden Wogen und das schwache Licht, welches zwei an den Enden der großen Raa ausgehängte Laternen über das Verdeck verbreiteten, oder die rothe Gluth, die zuweilen aus dem Maschinenraume herausschlug, beleuchtete matt die nächtliche Scene. Ich lehnte am Stern neben dem Steuermann, welcher den Blick fest auf die hellerleuchtete Bussole geheftet, schweigend sein Amt verrichtete, und betrachtete lange die rechts und links aufsprühenden Wogen, die, wenn gerade einmal ein rother Gluthstrahl aus dem Maschinenraume hervorzuckte, mit blutigen Schaumbüscheln bestreut zu sein schienen. Eine solche nächtliche Meerscene hat etwas Dämonisches! Nichts unterbricht die Stille als das Brausen der Wogen, das Knarren des Steuerrads, das Pfeifen des Windes und gespenstisch schwanken die schwarzen regungslosen Masten und Taue auf der glitzernden Wasserfläche hin und her. Gegen 10 Uhr naherten wir uns bedeutend der französischen Küste, die wir jedoch nicht erkennen konnten ; nordwestlich vom Schiff erglommen die Feuer des Leuchtthurms von Port Vendres, des letzten französischen Hafenorts; — der gefährliche Golfe de Lion lag hinter uns, der Wind ließ allmälig nach und einzelne Sterne blinkten durch das zerfließende Gewölk. Es war bald Mitternacht, als ich ermüdet und durchfroren das Verdeck ver ließ und mich in meine Coje hinabbegab, eben als wir das Cap de Creus, den südlichsten Vorsprung der Pyrenäen, umsegelten.

aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847

Nach kleineren Anfangsschwierigkeiten finden wir den Weg aus der Stadt und folgen bald dem Canal de la Robine, kommen an einer kleinen Schleuse vorbei und fahren auf einem schmalen Landstrich durch Lagunen. Es ist heiss und windig heute, und wir sind froh, im kleinen Dorf La Palme einen Laden zu finden, wo wir Wasser und Cola kaufen. Beim Plage Leucate hat es Dutzende von Austern-Restaurants, eines scheint besonders beliebt zu sein, das Chez Cul d’Oursin. Wir kriegen hier gerade noch einen kleinen Tisch. Wir bestellen Austern, Muscheln und Crevetten, die munden uns vorzüglich. So sind wir gestärkt für die Weiterfahrt. Obwohl wir meist Rückenwind haben, ist es heute anstrengend. Es ist heiss, es geht manchmal bergauf , es hat ruppige Wege und bei einigen Kreiseln ist die Navigation stressig.

Um 16 Uhr finden wir unser Hotel Nyx in Perpignan. Ein Spaziergang führt uns in die Altstadt, wo wir die Ausstellung Maillol-Picasso besuchen, dann zum Palast der Könige von Mallorca, welcher schon geschlossen ist und weiter zum Abendessen im italienischen Restaurant El Gusto (empfehlenswert). Zum Dessert spazieren wir zum Glacier ego, wo es spannende Aromen wie Verveine und Schwarzer Sesam gibt.