Die Sonne beschien schon hell die prachtvoll blaue Fläche des Meeres, als ich von dem Schlummer erwachte, in welchen mich das allmälig sanfter werdende Schaukeln des Schiffes ein gewiegt hatte. Ich kleidete mich rasch an und eilte auf das Verdeck. Der französische Tricolor flatterte wie übermüthig am Stern, ein wolkenloser, in dunkler durchsichtiger Bläue erglänzender Himmel prangte über der ruhigen See und in geringer Entfernung vor uns lag im hellem Morgenlichte die Küste von Spanien! Wenn man lange Zeit nichts als die nackten Kalkfelsen der provençalischen Küste gesehen hat, so machen die üppig grünen Gestade Cataloniens, übersäet von zahllosen freundlichen Ortschaften mit ihren blendendweißen Häusern , umringt von üppigem Baumwuchs, über denen die ernsten schroffen Felsgebirge des Innern emporragen, einen ungemein angenehmen Eindruck. Eine Menge von Segeln bedeckte weit und breit das Meer, in verschiedenen Richtungen steuernd, und verrieth die Nähe eines besuchten Hafenorts.

aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847

Während Moritz Willkomm das Cap de Creus umschifft, überquere ich mit dem Rad die letzten Ausläufer der Pyrenäen. 

Die Ausfahrt aus Perpignan ist hervorragend geführt und beschildert. Immer wieder werden grosse Kreuzungen umfahren oder Schnellstrassen unterfahren. Muss man dennoch mal einen Kreisel bewältigen, kreuzt man immer die Einfahrtsstrassen, und da wird man von den Autofahrern freundlich durchgewinkt.

Dann folgen Radwege und Nebenstrassen durch Reben und Oliven, die auf die Passstelle der Pyrenäen zuhalten. Heute ist eine Passfahrt angesagt, darum habe ich mir den letzten Ort davor gemerkt und gehe in Maureillas las Illas einkaufen, damit ich genug zu Trinken habe. Jetzt geht es bergauf. Ein Schild weist auf den Col de la Brousse hin. Das ist aber nicht mein Pass, wie ich später herausfinde. Ich fahre über den Col de Panissars (325m), wo es eine archäologisch Fundstätte gibt. Der Aufstieg ist gut machbar, die Weiterfahrt erfolgt auf einer ruppigen, rutschigen und steilen Piste, womit die Abfahrt strenger wird als der Aufstieg. Endlich komme ich in La Jonquera an, wo ich mich mit einem Smoothie abkühle. Jetzt geht es durch Felder und entlang von Bewässerungskanälen weiter zu meinem Ziel Castelló d’Empúries.