Drittes Kapitel.
Umgebungen von Valencia.
A happy rural seat of various view ;
Groves whose rich trees wept odorous gums and balm,
Hung amiable! Hesperian fables true,
If true, here only, and of delicious taste.
Milton
Um mir einen allgemeinen Ueberblick über Valencia zu verschaffen, in dessen Gassenlabyrinth man sich schwer zurecht findet, bestieg ich eines Tages, wo das Regenwetter etwas nach gelassen hatte, die 225 Fuß hohe Torre de Miguelete, den Thurm der Cathedrale, auf dessen Plateform sich eine Signalstange befindet, um die Ankunft der Dampfschiffe im Grao sowie deren Abgang der Stadl zu melden. Das Panorama von diesem Thurme aus ist bezaubernd. Die mächtige Stadt mit ihren vielen Thürmen und Palästen (Valencia besitzt 14 Pfarrkirchen und 33 Klöster, die kleineren Capellen nicht gerechnet), ihren finstern engen Gassen und alterthümlichen Thoren und Mauern, bietet ein eigenthümliches Bild dar, was nicht wenig gegen das frische, vielfach schattirte Grün der reizenden Huerta contrastirt, welche Valencia auf allen Seiten in einem Umkreis von zwei Stunden umschließt.
Wohin man die Blicke richtet, überall erblickt man dieselbe brillante Cultur; allenthalben gucken die schöngeformten Glockenthürme und die glänzenden Kuppeln der Kirchen von einer Menge von Flecken und Dörfern aus dem üppigem Gebüsch hervor; auf allen Seiten sieht man die Stadt von baumreichen Promenaden und blumenerfüllten Gärten umringt und in ihr selbst ragen die luftigen Kronen einer Menge von Palmen aus den Höfen und Gärten der Klöster über die graubraunen flachen Ziegeldächer empor. Jn anmuthigen Krümmungen schleicht der Turia durch diesen immergrünen Garten, zahlreiche Kanäle nach allen Seiten entsendend. Auf diesen üppigen Kranz der Huerta folgt ein dunkler Gürtel von Oliven- und Johannisbrodbäumen, welcher sich bis an die theils kahlen, theils von hellgrünen Weingeländen überzogenen Hügel hinerstreckt, hinter denen die duftigblauen Gebirgsketten in einem mächtigem Halbkreis hoch emporragen: im Osten die phantastisch zerrissenen Bergketten von Murviedro und Segorbe, im Norden die hohen sanftgerundeten Kuppen und Kegel der Gebirge von Chiva und Cabrillas und im Westen, jenseits des von dunkelgrünen Reisfeldern umkränzten Wasserspiegels der Albufera, die gewaltigen Felsenmassen der schroffen vielgezackten Sierra de Cullera. Im Süden endlich begränzt die hinter den Thürmen des Grao auftauchende azurne Fläche des Meeres die grünen Gefilde der Huerta und den Horizont.
Ich kenne kaum ein ähnliches Panorama, welches sich mit diesem vergleichen ließe. Weder die Aussicht vom Thurme des straßburger Münsters noch die vom Observatorium in Lyon oder die berühmte Rundsicht, welche die Giralda in Sevilla darbietet, können sich mit der von Valencia messen, die ebenso lieblich als großartig ist und blos durch ein Panorama, welches allerdings noch aus ganz andern Elementen zusammengesetzt ist, übertroffen werden dürfte, nämlich durch die Aussicht vom höchstem Thurme der Alhambra.
Auf meinem Weg in die Innenstadt komme ich an den Viviendas Obreras Grupo Ramón de Castro vorbei. Das Arbeiterviertel Ramón de Castro ist eine Gruppe von Wohneinheiten, die im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in der Stadt Valencia im Rahmen eines Wohnungsbauprogramms für Arbeiter errichtet wurden, an dem auch drei weitere Gruppen teilnahmen. Das Viertel Ramón de Castro ist das einzige, das bis ins 21. Jahrhundert erhalten geblieben ist, obwohl nur 18 der ursprünglich 34 Häuser erhalten geblieben sind(Wikipedia).
Ich überlege mir, mit dem Bus zu fahren und probiere die Bus App EMT Valencia aus. Die reagiert aber äusserst störrisch, darum gehe ich zu Fuss
Zum Frühstück besuche ich die Bäckerei Lliaopastel. Schmeckt gut! Weiter geht es zur Kathedrale. Die schaut beeindruckend aus, vor allem auch die vielen Kapellen. Mir genügt ein kurzer Streifzug. Um 10 Uhr öffnet der Zugang zum Turm der Kathedrale: El Miguelete (benannt nach der Glocke). Willkomm hat ihn bestiegen, da muss ich natürlich auch hinauf. Ich habe den besten Zeitpunkt gewählt, es hat noch wenig Leute und die Temperatur ist erträglich. Anregendes Gespräch mit einem Paar aus England, welche auf Kreuzfahrt sind.
Eine so tolle Aussicht, wie sie Willkomm beschreibt, habe ich nicht. Es ist dunstig, und die grünen Gürtel sind wohl weiter in die Ferne gerückt. Das Meer sehe ich auch nicht. Aber trotzdem, ein tolles Panorama.
Ich komme am Teatro Olympia vorbei, da gibt ein Zauberer eine Vorstellung: DAKRIS. EL MAGO INVISIBLE.
Ich kaufe mir eine Karte und besuche die Vorstellung um 12 Uhr. Dakris ist ein sympathischer Typ aus Valencia, der das Publikum sehr stark in seine Vorstellung einbezieht. Die Leute sind begeistert.
Für die Rückfahrt nehme ich den Bus, das klappt.