Es war am zweiten Osterfeiertag Abends um 9 Uhr, als ich mich an den Bord des preußischen Dampfschiffes «Graf von Paris» begab, und eine Stunde später schieden wir von der alten deutschen Bundesfestung. Eine Nacht auf einem Flußdampfschiff zuzubringen hat seine unangenehmen Seiten, denn da auf diesen Fahrzeugen keine Kojen sind, wo man es sich bequem machen könnte, so ist man genöthigt, sich, so gut es gehen will, auf den Sophas und Bänken der Kajüten zu la-gern und geduldig den Morgen zu erwarten. Die Nacht war schön, aber verteufelt kühl und da ich zu lange auf dem Verdeck geblieben war, um mich an dem prachtvoll gestirnten, von den Fluthen des Rheins zurückgestrahlten Himmel zu ergötzen, so fand ich alle Plätzen, wo allenfalls eine liegende Stellung möglich war, schon besetzt und hielt es daher bei der kühlen Temperatur für das Gerathenste, in Gesellschaft einiger andern Mitreisenden, welche dasselbe Schicksal mit mir theilten, die Nacht unter traulichem Gespräch bei perlendem Hochheimer zu verbringen.
Um zwei Uhr stieg der Mond empor und beleuchtete das alte Worms und die anbrechende Morgendämmerung zeigte uns die Thurmspitzen von Mannheim, wo die Mehrzahl der Passagiere ans Land stieg. Von hier aus wird die Gegend etwas langweilig. Die Berge treten in große Entfernung zu- rück; nur der vielkuppige Odenwald bringt einige Abwechslung in das einförmige Gemälde. Der Rhein macht ungeheure Krümmungen, bildet bereits viele Inseln; seine niedrigen lehmigen Ufer sind meist von dichtem Weidengebüsch eingefaßt.
Sehr schön war das Schauspiel der aufgehenden Sonne, welche gerade hinter den duftigen Kuppen des Odenwaldes emporstieg, diese wie mit einem Heiligenschein umwebend. Prachtvoll warfen die von den Rädern des Dampfschiffes aufgeregten smaragdenen Wogen des herrlichen Stroms den Lichtglanz der aufgehenden Sonne in den brillantesten Regenbogenfarben zurück, die ganze Wasserfläche schien von purpurnen, blauen und gelben Flammen überströmt zu sein.
Das alterthümliche Speier mit seinem zweithürmigen byzantinischen Dom, der ebenso ziegelroth aussieht wie der von Mainz, späterhin die neue Festung Germersheim und der von der Morgensonne prachtvoll beleuchtete Odenwald flogen schnell an unserm Schiffe wie Dioramenbilder vorüber und schon dämmerten im Süden die hohen Umrisse des Schwarzwaldes.
Da das Frühstück erst um 8 Uhr serviert wird, verzichte ich und fahre schon früh los. Der Anfang führt dem Rheinufer entlang, durch Weinberge, dann habe ich eine Zeitlang keinen Blick auf das Wasser. Dann kommen einige Umleitungen und die Umfahrung von Worms und Ludwigshafen. Es wird anstrengend. Ich erreiche Germersheim um 16 Uhr. Hübsches Städtchen. Dusche, Nachtessen bei Las Tapas, Dessert bei Puro Gusto.
Das ist etwas kurz geraten, darum hier ein Link zum Schiff, mit welchem Willkomm reiste: