Bald zeigten sich im Westen die kahlen Felsenberge der Cevennen, Tournon, Valence, la Voute, Montélimart und St. Esprit flogen schnell mit ihren eleganten Kettenbrücken vorüber; schon verflachten sich die Berge und bald erglänzten vor uns auf hohem Hügel die zahlreichen Fenster des ehemaligen päbstlichen Residenzschlosses von Avignon on, wo wir um halb vier Uhr Nachmittags anlangten. Der Quai war von einem dichtem Menschenknäuel bebluster Arbeiter und Packträger erfüllt, die ihre kurzen Thonpfeifen rauchend das heranbrausende Dampfschiff mit dämonischem Jubelgeschrei empfingen. Ich habe fast nirgends einen so ausgelassenen Pöbel gesehen wie in Avignon. Wenn man diese Provençalen mit ihren sonnenverbrannten bärtigen Gesichtern, ihren wild funkelnden schwarzen Augen und struppigem Haar sieht, die schon, ehe das Schiff anlegt, ihre Namen und die der hauptsächlichsten Gasthöfe herüberschreien und häufig gedruckte Empfehlungen um Steine gewickelt auf das Schiff herüberwerfen, ja nicht selten ins Wasser springen und behend wie Katzen am Bord emporklettern, glaubt man sich eher unter einer Bande roher Piraten als civilisirter Menschen zu befinden. Und wirklich genießt Avignon den Ruf, der Sammelplatz aller Gauner von Frankreich zu sein, weshalb man mich bereits in Genf aufmerksam gemacht hatte, hier ein wachsames Auge auf mein Gepäck zu haben, um nicht darum zu kommen, was nur zu häufig zu geschehen pflege. Kaum hatte das Schiff angelegt, als auch die ganze Menge mit lautem Gebrüll, sich balgend und stoßend, schimpfend und fluchend, auf das Verdeck herüberfluthete und, ohne nur im Geringsten zu fragen, sich ohne Weiteres des auf demselben aufgehäuften Gepäcks der Passagiere bemächtigte, während andere Kerle uns bedauernswerthe Reisende wörtlich bei den Kleidern erfaßten und wie willenlose Gefangene ans Ufer nach den hier in Menge bereit stehenden Fiakern schleppten, für welchen Freundschaftsdienst sie nachträglich gut bezahlt sein wollen. Dazu spricht das Volk seinen verdammten provençalischen Dialekt, der selbst für den geborenen Franzosen, geschweige denn für einen Ausländer, unverständlich ist. Ich fügte mich wie alle meine Schicksalsgenossen der Nothwendigkeit und ließ mich in einen Fiaker packen, der kaum einen mit meinem Gepäck beladenen riesigen Kerl einholen konnte, welcher meinen schweren Koffer auf seiner Schulter mit der einen Hand haltend, Reisesack und Hutschachtel unter dem anderm Arm, Regenschirm und Stock in der noch übrigen Hand und ein Paquet Pflanzen mit den Zähnen tragend wie toll in die Stadt hineinlief. Obwohl tüchtig geprellt war ich doch froh, als ich meinen Cadaver mit meinen Effecten glücklich nach Avignon gerettet hatte, welches ich bereits um 6 Uhr wieder verließ, um den folgenden Morgen bei Zeiten in Marseille einzutreffen. Bei diesem kurzem Aufenthalt war es mir nicht vergönnt, die alterthümliche Stadt nur flüchtig in Augenschein nehmen zu können, und ich mußte mich mit einem kurzem Spaziergang durch einen Theil der schönen Promenaden begnügen. Den jetzt theilweis in eine Kaserne verwandelten päbstlichen Palast zu besuchen, reichte weder die Zeit hin, noch hätte ich zu dieser Zeit Einlaß erhalten.
aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847
Wir verlassen Bourg-Saint-Andéol und überqueren die Rhone. Ein feiner Radweg führt uns etwas weg vom Fluss durch schattige Wälder und verwunschene Weiler. Einmal gibt es richtigen Verkehrsstau von Tourenfahrern, weil Waldarbeiter mit gigantischem Werkzeug am Sägen sind. Dann winken sie uns durch, und wir setzen unsere Fahrt fort. Bei Caderousse fahren wir in das von einer Stadtmauer umgebene Dorf hinein und kaufen in der Bäckerei Quiche und Apfelschnitte. Dann machen wir eine kurze Rundfahrt in der verwinkelten Altstadt. Bald folgt der Weg einem Damm zwischen der Rhone und einem Seitenkanal. Von einem Steinbruch führt ein Förderband direkt zur Schiffanlegestelle, wo das Material weiter transportiert wird.
Links ist jetzt der Mont Ventoux in der Ferne sichtbar. Kurz vor Sorgues, auf der Île de l’Oiselet, führt der Weg durch eine dichte Platanen-Allee. Auf einem hübschen Platz im Wald liegt La Guinguette Bonobrousse, wo wir Pause machen und etwas trinken.
Jetzt führt meine gespeicherte Route aus dem Bikeline Radführer ViaRhôna auf der Strasse Richtung Sorgues. Die Wegweiser zeigen aber auf einen Weg auf der anderen Seite des Kanals. Eigentlich wollen wir in Le Pontet den Cube Händler besuchen, um Ersatzschrauben für meinen immer noch problematischen Gepäckträger zu kaufen. Der neue Radweg sieht jedoch attraktiv aus, wir folgen den Wegweisern und bereuen es nicht. So müssen wir nicht durch den Verkehr, sonder folgen einsamen Wegen nach Avignon. Sogar eine neue Brücke für Wanderer und Radfahrer wurde gebaut. Wir müssen nur noch den Bras Mort de la Barthelasse der Rhone auf dem Pont Edouard Daladier überqueren und sind bei der Stadtmauer von Avignon. Statt zum Cube Händler 7 km zu fahren, finden wir gerade hinter der Stadtmauer den Veloladen South Spirit Bike, wo der freundliche Besitzer eine Ersatzschraube liefert und alle Befestigungen kontrolliert und mit Schraubensicherungspaste versieht. Dann essen wir im La Provende Ceasar Salad, welcher zu teuer ist. Der Espresso ist eine Katastrophe. Der Weg zum Hotel ist nicht weit, wir haben in der Résidence Les Cordeliers ein schönes Apartment und können die Velogarage und die Waschmaschine benutzen.
Auf dem Abendspaziergang testen wir die Glacearomen und spazieren zum Papstpalast. Ein Trüffelhändler bietet uns Degustationshäppchen an. Wir kaufen eine kleine Dose Trüffel-Würzmischung.