Während der Nacht hatte es geregnet und daher bedeckten wieder dicke Wolken den Himmel, als ich mich frühzeitig am folgenden Morgen nach dem Phenicien begab, welcher bald darauf die Anker lichtete. Wir hatten viele Spanier an Bord genommen, unter andern den General Graf Ezpeléta, welcher gegenwärtig eine ziemlich bedeutende Rolle spielt. Die See ging wieder hoch und kaum hatten wir das Fort Monjuy umsegelt und die Mündung des Llobregat passirt, als sich das Wetter sehr stürmisch gestaltete und sich finstere Wolken über den grünen Bergen der spanischen Küste lagerten. Diese ist sehr malerisch, doch wenig bevölkert; nur hier und da stehen vereinzelte altersgraue Wartthürme auf vorspringenden Hügeln dicht am Meer, welche gegenwärtig den Zollsoldaten als Warten dienen. Nachdem wir bei der hübschen Stadt Sitjez einige Augenblicke angehalten hatten, hielten wir in die hohe See hinaus und verloren bald die spanische Küste aus dem Gesicht.
Von Castelldefels geht es lange auf der Hauptstrasse, die sich durch die Hügel zieht. Das ist etwas anstrengend, wobei die Autofahrer und auch die Lastwagenchauffeure wirklich warten, bis sie mit genügend Abstand überholen können. Es hat auch regelmässig Schilder, die darauf hinweisen, dass der Abstand beim Überholen von Radfahrern 1.5 m beträgt. Sitges wird der Länge nach durchfahren. Ich bin trotzdem froh, als ich nach dem Golfclub von Terramar wieder auf Feldwegen unterwegs bin.
Bei Raco de Santa Lucia führt meine Route unter der Bahnlinie zum Strand, der weitere Weg führt aber durch steiles Geröll, was nicht machbar ist. Ich wende, da kommen zwei weitere bepackte Mountainbiker, die diesen Weg auch versuchen. Sie sind auch der Überzeugung, dass das nichts für Zweiräder ist. Ihre Route war von Komoot, meine von Outdooractive. Ich habe sie für Einheimische gehalten, aber es stellt sich heraus, dass sie von Frankfurt gestartet sind und Deutsch sprechen. L. hat aber kubanische Wurzeln und G. ist Argentinier. Wir folgen der Strasse und kommen nach 15 Minuten auf den ursprünglichen Weg zurück, wo er wieder fahrbar ist.
Heute ist es heiss, ich nutze jede Gelegenheit, um Flüssiges zu kaufen. Auf den Strandpromenaden komme ich gut vorwärts. Zwischendurch geht es auf einen fast zugewachsenen Pfad, der aber zum Glück besser wird.
Etwa 15 km vor Tarragona kommen nochmals Autostrassen, dann zweigt meine Route ab in die Hügel. Den Anstieg, der nun folgt, kann ich nicht fahren, das ist kein Weg mehr, sondern ein steiles Schotterfeld. Ich bin schon gefordert, mein Velo zu schieben. Die Abfahrt geht auch nicht, mit dem Gepäck kann ich nicht über die Stufen hinabhüpfen, das halten die Befestigungen nicht aus. Dann ist auch noch eine Durchfahrt gesperrt, sodass ich einen Umweg durchs Feld mache. Hier habe ich offenbar einen Dorn aufgelesen, denn kurze Zeit später verliert mein Vorderrad Luft.
Ich halte im Schatten an und ersetze den Schlauch, wobei er beim Aufpumpen zerplatzt. Habe ich ihn eingeklemmt? Ich meine, ich hätte aufgepasst, aber wohl nicht so gut. Zum Glück habe ich einen zweiten Schlauch dabei. Jetzt geht es weiter und ich komme um 15.30 ausgepumpt nach Tarragona.