In der Morgendämmerung des 5. Novembers verließ ich unter dem entsetzlichstem Regenwetter Granada, um mich nach Malaga zu begeben, wo die Versendung der während des Sommers gemachten Sammlungen, die durch die Bornirtheit oder Böswilligkeit der Zollbehörden noch immer in den Magazinen der Aduana lagen, meine Anwesenheit erheischte. Unsere Diligence konnte sich nur langsam durch den schweren Boden der Vega durcharbeiten, indem die anhaltenden Regengüsse diese in einen förmlichen Sumpf verwandelt hatten. Niemals habe ich in einem so engem Raume so viele Nationen vereinigt gesehen. Die Gesellschaft bestand nämlich außer einigen Spaniern und mir aus einem holländischem Baron, einem Belgier, einem russischem Fürsten, zwei Franzosen, einem Engländer und einem Mejicaner! Das andauernde Regenwetter benahm uns jede Aussicht und hätte uns in einem Haar zur Rückkehr gezwungen, indem der Rio Cacin schon so hoch angeschwollen war, daß, als unser Wagen hindurchfuhr (eine Brücke giebt es natürlich nicht), das Wasser bereits zu den Kutschenschlägen hereindrang. Indessen brachten uns zwölf Maulthiere unter entsetzlichem Fluchen und Toben der Zagals glücklich wieder auf das Trockene und eine Stunde später erreichten wir die Stadt Loja, nachdem wir vierzehn volle Stunden gebraucht hatten, um sieben Leguas zurückzulegen! –

Loja liegt bereits tief im Gebirge an der romantischen Stelle, wo der Jenil die Berge von Antequera und Montefrio durchbricht. Das weite Flußthal zeichnet sich durch dieselbe Fruchtbarkeit aus wie die Ebene von Granada und die Stadt selbst liegt mitten in Gärten und Fruchtbaumplantagen aller Art auf einem steil sich erhebenden Hügel, auf dessen höchsten Felskuppen ein stattliches maurisches Castell thront. Ringsum thürmen sich rauhe Felsberge empor, was Veranlassung zu ihrem Wappen gegeben hat. Dies ist nämlich eine von Dornen umringte Rose mit der Umschrift: „una flor entre las espinas“ (eine Blume unter den Dornen). Loja war zur Zeit der Mauren als Gränzort (zwei Leguas unterhalb tritt der Jenil in das Königreich von Cordoba) eine sehr wichtige Stadt und hat sich durch den hartnäckigen Widerstand berühmt gemacht, den sie den Spaniern im Kriege von Granada entgegensetzte. König Ferdinand belagerte die Stadt zum erstem Mal im Juli 1482, ward aber durch die kecken Ausfälle ihres neunzigjährigen Commandanten Ali-Atar genöthigt, die Belagerung aufzuheben, und erlitt am 4. Juli auf seinem Rückzuge nach Antequera eine schmähliche Niederlage durch die Mauren. Vier Jahre später erschien Ferdinand von neuem mit einem mächtigen Heer vor Loja, welches damals Boabdil in Person vertheidigte. Alle Angriffe blieben lange Zeit fruchtlos. Nach einem heftigem Kampfe, in dem Boabdil verwundet ward, wurden endlich die Vorstädte durch einen Lord Scales, Graf von Rivers, der als Freiwilliger im spanischem Heer diente, genommen; aber erst einige Tage darauf capitulirte die Festung nach einem heftigem Bombardement.

aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847, Band II.

Ich verlasse meine Wohnung an der Plaza de los Cuchilleros und folge der Autostrasse aus Granada. Die ersten Kilometer bin ich auf der grossen Ausfallstrasse, aber nach 10 km erreiche ich Atarfe, und ab hier folgt die Route verkehrsarmen Nebenstrassen. Hier sehe ich auch die ersten Spargelfelder, die werden mich jetzt bis nach Loja begleiten, denn überall wird grüner Spargel angebaut (neben den Olivenbäumen und Alfalfa). Jetzt wird es leicht hügelig, damit ich auch heute ein paar Höhenmeter sammeln kann. In der Nähe von Obéilar steht ein imposantes Aquaedukt, über welches ich nach einem weiteren Kilometer an einem Rastplatz folgendes lese:

Am Eingang der Straße Huerta-Majá, die zum Llano del Poniente führt, sind auf ihrer Ostseite das Aquädukt und die Königsmühle zu sehen.

Am Ufer des Baches Obéilar, innerhalb der Dehesa Baja de íllora, wurde die Königsmühle neben dem Aquädukt, das sie mit Wasser versorgte, Anfang des 19. Jahrhunderts von Godoy erbaut, der 1806 auf dem Landgut Olivenbäume pflanzte.

Um das unebene Gelände zu überwinden und einen angemessenen Wasserfluss zu gewährleisten, wurde ein Aquädukt gebaut, ein Bewässerungssystem, das den Wassertransport von der Quelle zur Mühle ermöglichte. Dieses Aquädukt wurde errichtet, indem der Kanal schrittweise angehoben wurde, bevor er die Mühle auf halbkreisförmigen Bögen erreichte, die von dicken Pilastern getragen wurden.

Interessante Fakten: Diese technische Meisterleistung war so meisterhaft, dass mit der Kraft der Wassersäule, die durch den Aquäduktkanal strömte, täglich mehr als 250 Scheffel Oliven mit einer einzigen Walze gemahlen werden konnten.

Schon bald bin ich in Villanueva Messía. Hier habe ich 2019 zum ersten Mal an einem Mountainbikerennen mitgemacht. Alle Finisher erhielten einen Bund Spargel. Ich mache Pause in der Cafeteria Centro und  bestelle eine Tostada con Tomate. Jetzt ist es nicht mehr weit bis Huetor Tajar, wo ich im Hallenbad oft geschwommen bin. Durch Olivenplantagen führt die Strasse nach Loja. Ich erinnere mich, dass hier der Mirador de los Infiernos ist, und nach einigem Suchen finde ich ihn auch wieder.

Ganz in der Nähe von Loja, an der Mündung des Manzanil in den Genil, befindet sich ein ganz besonderes Naturdenkmal: das Naturdenkmal Infiernos de Loja. Durch die Vereinigung der beiden Flüsse in einer tiefen, von Kalksteinwänden und kohlensäurehaltigem Wasser umgebenen Gegend entstanden im Flussbett einzigartige Felsformationen, Höhlen und Wasserfälle.

Jetzt geht es rein in die Stadt, über die Genilbrücke und dann wird es steil. Ich muss bis in den Barrio Alto hoch, denn dort an der Avenida Andalucía steht mein Hotel. Ich beziehe mein Zimmer, darf mein Fahrrad in der Garage parken und spaziere nach einer ausgiebigen Dusche ins Zentrum. Ich komme an der Plaza de la Virgen vorbei, wo ich einen Winter lang gewohnt habe. Es ist sehr heiss, und die Strassen sind wie ausgestorben. Es ist schon bald 16 Uhr, ob ich da noch was zu essen kriege. Die Stühle vor dem Restaurant Alacena sind alle leer, ob die überhaupt offen haben?

Ich trete durch die Türe, und da ist eine andere Welt. Dutzende Leute sind am Essen und lautstark am Schwatzen (Der Fernseher und die Musikanlage laufen, und die Spanier haben manchmal die Tendenz, am Tisch so laut zu sprechen, wie wenn der Gesprächspartner auf der anderen Seite der Strasse stünde). Ich kriege auf jeden Fall einen Tisch und auch schnell zu essen, ich bestelle eine Pizza. Tipptopp, gutes Lokal.

Dann spaziere ich runter zur Heladeria Santa Clara, wo es immer noch hervorragendes Eis gibt. Heute nennen sich ja alle Eisdielen artesanal, aber diese verdient den Namen wirklich.

In Loja ist noch vieles, was Willkomm beschrieb, präsent: die Kirche, die Alcazaba, und ich finde es erstaunlich, wie akkurat Willkomms Ausführungen sind: das Motto Flor entre Espinas gilt auch heute noch. Die lokale Blasmusik heisst übrigens auch so, und die Musik mit den extrem hohen und schrillen Trompeten ist ein Erlebnis für sich.

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