Vom Städtchen Payerne an (deutsch Peterlingen) steigt die Straße sanft in dem Anfangs sehr weiten Thale der Broye empor, das sich aber bei dem höchst romantisch zwischen Felsen eingeklemmten Städtchen Moudon in einen von düstern Waldbergen eingeengten Grund verwandelt, dessen Sohle mit üppig grünen blumigen Matten erfüllt war. Unterdessen waren die Wolken gewichen und die Sonne brannte recht warm von dem im heitersten Blau prangenden Himmel. Wir stiegen nun rasch an der rauschenden Broye zum Mont Jorat empor, einem Kamme, welcher den hohen Wall des zur Rechten sich erhebenden Jura mit den zackigen Kämmen der berner und waadtländischen Alpen verbindet, deren Eishörner schon hier und da zwischen der schwarzen Tannenwaldung hindurchblinkten. Es war gegen 4 Uhr Nachmittags, als wir die Höhe des Jorat bei dem Dörfchen Croisettes erreichten. Bei einer vor dem Ort gelegenen Schenke tanzten auf einem offenen Platze unter den grünenden von Epheu dicht umschlungenen Nußbäumen eine Anzahl sonntäglich geputzter Bauern und Bäuerinnen nach der unmelodischen Musik, welche drei Savoyarden mit einer verstimmten dreiseitigen Geige, einer Flöte und einem Tambourin machten; andere vergnügten sich mit Kegelspiel, wobei mir auffiel, daß sie die Kugeln nicht schoben wie bei uns, sondern in Bogen nach den Kegeln warfen. Diese bunte Volksscene bildete inmitten der dunkeln Tannenwaldung, überspannt von dem blauen Himmelszelt, ein recht heiteres Gemälde. Wenige Minuten hinter Croisettes zeigt sich zur Linken auf einer kahlen Höhe ein einsamer, alter, runder Thurm, «la Tour de Gource» , welcher die Marken des Kanton Freiburg und des Pays de Vaud bezeichnet, und gleich darauf rollt sich vor dem entzückten Augen ein zauberisches Gemälde auf, nämlich der totale Ueberblick des zu Füßen ruhenden genfer Sees mit seinen reizenden Umgebungen und den gerade gegenüber starrenden Eisketten der savoyischen und walliser Alpen. Ich überlasse es einer geübteren Feder, dieses unendlich zaubervolle Naturgemälde zu schildern; der Anblick ist überwältigend !
Im schnellsten Laufe flog unser Wagen, geführt von einem leichtsinnigen Franzosen, die in zahllosen Krümmungen sich über die noch kahlen Rebenhügel hinabwindende Straße nach dem herrlichen Lausanne hinunter, welches höchst malerisch auf zwei Hügeln von ungleicher Höhe erbaut ist, die durch eine kühn über den im Thale liegenden Stadttheil hinweggespannte im Style der römischen Aquädukte erbaute Brücke mit einander verbunden sind. Lange saß ich in dem herrlich gelegenen Hotel Gibbon am offenen Fenster meines eleganten Zimmers und weidete meine Augen an der prachtvollen Aussicht. Zu meinen Füßen blickten zwischen grünen Wiesen, geschmackvollen Gärten und freundlichen Weinbergen die zerstreuten Häuser des Hafenortes Ouchy hervor; die spiegelglatte Fläche des gewaltigen Sees durchfurchten eine Menge von Schiffen und Fischerbarken, die mit von frischem Wind geblähten Segeln lustig wie weiße Schwane drüber hinweg flogen. Jenseits des Sees am Saume dunkler Waldberge glitzerten im goldigen Scheine der Abendsonne eine Menge von Ortschaften wie Diamanten einer Königskrone und darüber ragten die ernsten Schneeberge der savoyischen Alpen hoch in den blauen Himmel, von denen sich namentlich der mächtige Bresson auszeichnete, dessen Gletscher wie polirtes Gold im Scheine der Sonne leuchteten ! — Abends ließ ich mich verführen, ins Theater zu gehen, wo eine deutsche Schauspielergesellschaft den «Freischütz» gab, aber so unter aller Kritik schlecht, wie man ihn bei uns kaum auf einem Dorftheater sieht. Die guten Lausanner, welche kein Wort vom Text verstanden, schienen sich sehr dabei zu amüsiren und mochten denken, deutsche Musik müsse so sein. Den folgenden Morgen machte ich einen Spaziergang durch die Stadt und Umgegend. Eine lange Treppe führt aus dem unteren Stadttheile in die obere Stadt, an deren höchstem Punkte die mit zwei viereckigen Thürmen gezierte, byzantinische Kathedrale steht. Die Aussicht von der Domterrasse über die Rebengelände der Umgegend, nach dem über den Dächern der untern Stadt emporsteigenden blauen Spiegel des Sees und über die majestätischen Alpenketten ist im höchsten Grade großartig und eigenthümlich. Nicht weit unterhalb des Domes führt die schon erwähnte hohe Brücke über das häusererfüllte Thal hinweg, ein Weg, welcher überraschende Aussichten darbietet. — Die Umgebungen von Lausanne tragen schon einen ziemlich südlichen Character, wie ich bei einem späteren Spaziergang nach Ouchy zu beobachten Gelegenheit fand. In den zahlreichen Gärten, welche die eleganten italienischen Villen umgeben und von blendendweißen Mauern umschlossen sind, an denen sich eine Menge buntfarbiger Eidechsen im warmen Sonnenschein zwischen den dunkeln, über die Mauern herübergreifenden Epheugewinden tummelten, sieht man schon ziemlich große Cypressen und mächtige Bäume von Thuja occidentalis in freiem Lande und namentlich üppige hohe Gebüsche von Kirschlorbeer, dessen breite, glänzende, dunkelgrüne Blätter diesen Parkanlagen ein fast tropisches Ansehen geben und um die häufig antiken Villen eine sehr malerische Staffage bilden. Alleen von Ulmen, Nußbäumen und guten Kastanien durchschneiden die großen Gemüsegärten oder fassen die zwischen den zahlreichen Weinbergen hinlaufenden Fahrwege ein; die Kirschbäume standen überall in Blüthe, und Hecken von blühendem Buchsbaum umgeben nicht selten die Grasgärten und Weinberge. Beinahe alle Mauern sowie die Stämme der Bäume sind von unten bis oben von dichten Geflechten des Epheu übersponnen , der hier nicht selten gewaltige Stämme bildet.
Noch denselben Nachmittag fuhr ich nach dem im östlichstem Winkel des Sees gelegenem Städtchen Villeneuve. Die Straße läuft ununterbrochen an den steilen Ufern des herrlichen Sees hin, die gänzlich von Weinbergen bedeckt sind, von vielen tiefen Schluchten durchschnitten, durch welche sich muntere Bäche, oft kleine, höchst pittoreske Wasserfälle bildend, hinabstürzen, und eine große Zahl freundlicher Landgüter , Dörfer und Städtchen liegen am See, umgeben vom üppigem Kranz der Weinberge, unter denen sich vorzüglich das reizende Vevey mit seinen an steilen Abhängen angeklebten, von Weinlauben halb verhüllten Häusern auszeichnet, von wo aus man eine der großartigsten Aussichten auf die gegenüberliegenden Alpen genießt. — Villeneuve ist ein elendes Städtchen am Einflusse der Rhone dicht am See. Ich übernachtete hier, um den folgenden Morgen einen Ausflug aufwärts in dem großartigem Alpenthale der Rhone zu machen, welche hier nichts als ein krystallheller wasserreicher Gebirgsbach ist. Um mir die Langeweile zu vertreiben , machte ich einen Spaziergang ins Rhonethal, dessen Wände schon hier von 4 — 5000 Fuß hohen Bergen gebildet werden. Ich bereute nicht, diese Promenade unternommen zu haben, indem ich hier beim Untergange der Sonne zum erstem Male das prachtvolle Phänomen des Alpenglühens an dem in sieben gewaltige Eis zacken zerspaltenem Kegel des 11,000 Fuß hohen Dent du Midi beobachtete. Schon lange war die Sonne versunken, als diese Eispyramiden noch wie glühende Kohlen am blauem Himmel leuchteten, alle Farben vom hellstem Rosenroth bis zum dunkelstem Purpurviolett durchlaufend. Ich staunte noch das herrliche Schauspiel an, als es plötzlich zur Linken über mir einen lauten Knall gab, dem ein dumpfes, allmählich zum lautestem Donner anwachsendes Rollen folgte. Es war eine Lawine, die irgendwo von den Gipfeln des berner Oberlandes hinabstürzte. Schon bei sinkender Nacht kam ich in das Städtchen zurück, wo ich während des Abendessens noch die Ehre hatte, von einer Bande musicirender Savoyarden als der einzige, im Ort anwesende Fremde von Distinction begrüßt zu werden, die, als ich eine Anzahl von Kupfermünzen unter sie hinabwarf, einander gehörig die Köpfe wuschen, während mir die gesammte zuschauende Bevölkerung mit dem lärmenden Ruf: ,»Vive monsieur le voyageur» ihren Beifall zu erkennen gab.
Das herrliche Wetter des folgenden Morgens begünstigte meinen beabsichtigten Ausflug in die Alpen außerordentlich. Allein, zu Fuße, die Botanisirbüchse über die Schultern geworfen, verließ ich Villeneuve in der heitersten Stimmung und wandelte auf der mit Nußbäumen bepflanzten Straße an den Ufern der reißenden Rhone lustig in dem von blumigen Matten erfülltem Thale aufwärts. Immer höher schwellen die außerordentlich steilen Berge an, über deren von Laubholz bedeckten Gipfel überall die eisigen Zinnen der Alpen herabblicken. Anmuthige Weingelände bedecken allenthalben die schroffen Abhänge, häufig bis über die Baumgränze hinaufsteigend. Zerstreute Dörfer liegen reizend versteckt in den engen, von Eiskolossen umringten Seitenschluchten des weiten Thales. Nach wenigen Stunden gelangte ich nach dem Flecken Aigle, beherrscht von einer alten Burg, aus deren zerbröckelndem Gemäuer eine Menge wohlriechender Traubenhyazinthen blühten. Immer dichter ward das Gebüsch der Nußbäume, immer gewaltiger erhoben sich die phantastisch zerrissenen Massen des Dent du Midi, und unter der abwechselndsten Scenerie gelangt man, ehe man es denkt, nach dem in einer der großartigsten Alpenlandschaften gelegenem Städtchen Bex. Dieses liegt, halb vergraben in einen Wald von Nuß- und andern Fruchtbäumen, aus denen blos die plumpe schindelgedeckte Spitze seines Kirchthurms herausragt, in einer kesselsörmigen Ausweitung des Rhonethales auf dem rechtem Ufer des Flusses, dem Dent du Midi gerade gegenüber, und am südwestlichem Fuße des beinahe ebenso hohen Dent de Morcles. Während ich im Gastzimmer des Hotel de l’Union aufs Mittagsessen wartete, hatte ich Gelegenheit, Studien über die Bewohner des Orts zu machen, die sich in Menge um einen auf dem Platz befindlichen Wassertrog versammelt hatten. Die Schweizer des Kanton Waadt, namentlich die Eingebornen des Rhonethales, haben bereits etwas Südliches in ihren lebhaften Physiognomieen und unterscheiden sich bedeutend von ihren eben nicht sehr entfernten Landsleuten von Bern. Man merkt, daß die italienische Gränze nicht mehr weit ist. Namentlich fielen mir unter den zahlreichen Frauen, welche mit Wäschewaschen oder Wasserschöpfen am Brunnen beschäftigt waren und lebhaft mit einander im reinstem Französisch plauderten — wie denn überhaupt in diesem Theile der Schweiz ein viel besseres Französisch gesprochen wird als in der Mehrzahl der Provinzen von Frankreich — eine Menge Mädchen auf, die durch ihren bräunlich angehauchten Teint, ihre großen, braunen, von langen Wimpern beschatteten Augen und ihr dunkles, häufig fast schwarzes Haar, welches sie wie die Bernerinen in lange Zöpfe geflochten tragen, lebhaft an den nahen Süden erinnerten. Die Tracht der Bäuerinen des Rhonethals ist ziemlich übereinstimmend mit der der Schweizerinen von Bern, nur daß sie hoch hinaufgehende Mieder, die aber ebenfalls vorn offen sind und häufig durch silberne Spangen zusammengehalten werden, zu haben pflegen. Am auffallendsten waren mir ihre eigenthümlich gestalteten Strohhüte, welche einen halbkugelförmigen Kopf besitzen, auf dem noch ein kleiner Knopf mit einer Spitze – ganz wie bei einem Kirchthurme, aber Alles von Stroh, angebracht ist. Die Männer gehen ebenfalls wie die übrigen Schweizer in braunes Naturtuch gekleidet.
Ich beabsichtigte von Bex nach den hoch im Gebirge liegenden Salinen les Devens emporzusteigen, an deren Director, Herrn von Charpentier, ich einen Auftrag hatte. Ich wählte folglich einen Saumpfad, der mich in einer malerischen Schlucht am Abhange des Dent de Morcles emporführte, durch welchen ein munterer Alpenbach in tausend kleinen Kaskaden herabtobte. Unbeschreiblich großartig war von hier aus die Ansicht des das üppige Rhonethal weit und breit beherrschenden Dent du Midi mit seinen vielfach zerborstenen Eiskegeln, die bei jeder Wendung der Schlucht eine andere Gestalt annehmen.
Endlich gelangte ich nach mehrstündigem Emporsteigen auf eine von wunder schönen Alpenwiesen bedeckte Einsenkung, die sich nach Westen zu in das enge Thal des Gruyon hinabzieht, über dessen dunkle Waldung eine hohe Kette der majestätischsten Eisberge emporsteigt. Auf dieser sich steil nach rechts emporziehenden Matte liegen die zerstreuten Hauser von les Devens, zum Theil elende, aus übereinander gelegten rohen Baumstämmen erbaute Hütten mit flachen Bretterdächern, die mit großen Steinblöcken belastet sind.
Etwa im Mittelpunkte machte sich ein ziemlich elegantes einstöckiges Haus bemerklich, die Wohnung des Herrn von Charpentier, eines geborenen Sachsen. Unerwartet traf ich hier Besuch aus Leipzig und so schwanden die wenigen Stunden, welche, vom Nachmittage noch übrig blieben, in traulichen Gesprächen unter Erinnerungen an die ferne liebe Heimath. Es war 9 Uhr, als ich meinen Rückweg auf einem um Vieles näherem Pfade, Eden mir Herr v. Charpentier, welchem ich eine der angenehmsten Erinnerungen von meiner ganzen Reise verdanke , zu zeigen die Güte hatte, durch das waldige Thal des Gruyon antrat.
Geisterhaft blickten die weißen Schneehörner der Alpen am nächtlichem Himmel oder hier und da zwischen den Zweigen der breitkronigen Buchen hindurch und verliehen der Landschaft einen ungemein ernsten Charakter. Hell strahlte der Himmel von Millionen Sternen, die Nacht war mild und ruhig und nichts unterbrach die feierliche Stille des großartigen Alpenthales als das Brausen des wilden Bergstroms und von Zeit zu Zeit der dumpfe Donner einer fern hinabstürzenden Lawine. Nach 10 Uhr kam ich nach Bex zurück, von wo ich am folgendem Morgen rasch nach Villeneuve fuhr, welches ich gerade noch zeitig genug erreichte, um mich auf dem Aigle, einem der kleinen, aber sehr eleganten Dampfschiffe des genfer Sees, nach Genf einzuschiffen.
Bei der Coop Tankstelle kaufe ich mir mein Frühstück, dann nehme ich die Strasse Richtung La Sagne (spricht man das wie Lasagne aus??) Da geht es natürlich zuerst wieder über einen Berg, da sind sogar die Steigungen diverser Abschnitte angegeben, aber der Aufstieg ist nicht so schlimm.
In La Sagne treffe ich wieder auf die Route 7, welche jetzt wirklich schön durch das weite Vallée des Ponts führt. Ein kleiner Aufstieg bringt mich dann in das ebenfalls schöne Val de Travers.
Ab Fleurier ist man dann aber wieder oft auf der Autostrasse, was ich nicht so cool finde. Ab und zu treffe ich auf Pfeile am Boden, Markierungen eines Laufs. Da bin ich doch auch schon gerannt am Trail de l’Absinth (2016). Der Wind wird jetzt immer stärker, natürlich kommt er von vorne. In L’Auberson beginnt es heftig zu regnen und auch kurz zu hageln. Ich suche Schutz unter einem Baum. Vor der Weiterfahrt plaudere ich mit einer Anwohnerin. Ich frage sie nach dem besseren Weg Richtung Yverdon, ich kann über Baulmes oder über Ste. Croix fahren. Sie meint, über Ste. Croix sei es einfacher, und die Umfahrung einer Baustelle sei gut markiert.
Bis Ste. Croix ist es nicht mehr weit. Es ist nach 14 Uhr, zu spät, um in einem Restaurant etwas zu essen zu kriegen. Also kaufe ich im Coop für ein Picknick ein.
Jetzt sehe ich die Umleitung nach Yverdon und folge dem Wegweiser. Die Strasse steigt zuerst mal wieder kräftig an. Ich finde eine Bank und esse mein Picknick. Es geht erbarmungslos weiter hoch, mit etwas unangenehmem Verkehr. Dafür komme ich zum Turm von Bullet, welcher 2018 eröffnet wurde. Von seiner Plattform hat man einen tollen Blick über den Neuenburgersee bis zum Genfersee und den Savoyer Alpen. Ich plaudere mit einem Mountainbiker und fahre dann weiter, bis es endlich nach unten geht. Dann folgt die Strasse dem Hügel zurück Richtung Yverdon, ich muss aber nur bis Vuiteboeuf, wo ich ein Zimmer auf einem Bauernhof gebucht habe. Die Umleitung war 20 km!!
88 km 1300 Hm
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