Nach einem flüchtig eingenommenem Diner verließen wir bei brennendem Sonnenschein Bellegarde und das Rhonethal und traten bald in einen engen von einem wildem Bach durchströmten Grund ein, an dessen rechter Seite die Straße steil aufwärts führte. Fortwährend genießt man einen reizenden Rückblick auf die dunkle Mauer des Jura und die eisigen Zinnen der Schweizeralpen, während sich mehr südlich die weniger hohen Alpen der Dauphinée zeigen. Nicht lange und die Straße übersteigt einen kahlen Kamm, und eilt nun in zahllosen Windungen durch ein langes romantisches Thal hinab , dessen Berge dicht von blühendem Buchsbaum bedeckt waren, welcher weit und breit die Luft mit seinem harzigem Arom erfüllte. Malerische kleine Wasserfälle, reizend versteckte Mühlen, bizarre Felsgestalten, grüne Matten, Nußbaum- und Kastanienplantagen und freundliche Dörfer verändern die Scenerie mit jedem Schritt und geben der Langeweile auch nicht einen Augenblick Raum. Die Sonne ging zur Rüste, als wir in dem alterthümlichem Städtchen Nantua ankamen, wo unsern ermüdeten Gliedmaßen zum letzten Mal eine kurze Rast von 10 Minuten vergönnt ward. Ich bedauere, daß die einbrechende Nacht mich verhinderte, von hier an die Gegend zu genießen; sie muß außerordentlich romantisch sein.

aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847

Moritz Willkomm verlässt das Rhonetal und fährt nach Nantua. Vielleicht war das zu dieser Zeit der einzige Weg? Oder mussten die Reisenden dort durch den Zoll?

Ich weiss es nicht, ich aber bleibe für einen Ruhetag in Bassy. Ausruhen und Wäsche waschen sind angesagt, dann wandere ich ins 4 km entfernte Seyssel. Einen Wanderweg findet man aber nicht, ich muss meist der Autostrasse folgen. 

Seyssel ist zweiteilig, auf der linken Seite der Rhone liegt Seyssel Haute Savoie, auf der rechten Seyssel Ain. Im Restaurant Le Rive Droite esse ich gut und günstig das Tagesmenü. Zum Dessert gibt es Sy’trone, dass ist ein Zitronenmousse mit Biscuitkern, von Zitronengelée umgeben, so dass es wie eine richtige Zitrone aussieht. Köstlich, günstig und sympathisch.

Das Maison du Haut Rhône ist leider geschlossen, es sollte dort ein Museum haben. Im Touristenbüro erstehe ich zwei Stadtführer, aber wirklich viel zu sehen gibt es nicht.