Valencia war bekanntlich einer der Hauptheerde Spaniens für Wissenschaften und Künste, wie es denn z.B. die erste Stadt war, wo die Buchdruckerkunst im Jahre 1474 eingeführt wurde, und noch jetzt zeichnen sich ihre Einwohner durch große Liebe zu den schönen Künsten aus, und kaum dürfte sich der Palast eines Adligen finden, welcher nicht im Besitz einiger werthvollen Gegenstände der malenden oder plastischen Kunst wäre. Die spanische Malerei, welche sich in den vergangenen Jahrhunderten zu einer so großen Berühmtheit emporschwang, daß sie nächst der italienischen für die bedeutendste galt, theilte sich bekanntlich in die beiden berühmten Schulen von Sevilla und Valencia. Letztere ist die ältere, denn sie blühte namentlich im sechzehntem Jahrhundert unter der Regierung Kaiser Carls V. wo sie durch Juanes und Ribalta ihre höchste Vollkommenheit erreichte, während die sevillanische Schule fast ausschließlich dem siebzehntem Jahrhundert angehört. Wenigstens fällt das Leben Murillos, welcher bald alle übrigen spanischen Maler verdunkelte und der Malerei von Sevilla die höchste Vollendung verlieh, ganz in die Regierung Philipps III. und IV. Die größten Meisterwerke der Schule von Valencia zieren gegenwärtig das königliche Museum in Madrid; eine große Anzahl sind auch während der französischen Invasion und in den späteren Bürgerkriegen verloren gegangen; dennoch findet sich noch eine Menge guter, ja ausgezeichneter Gemälde in den vielen Kirchen und Palästen zerstreut und noch mehr befanden sich in den jetzt aufgehobenen Klöstern, welche glücklicher Weise zum größten Theil gerettet worden sind.
Als nämlich im Jahre 1837 die Mönchsklöster zu existiren aufhörten, befahl der damalige Gefe politico, daß eine Commission von Künstlern und Gelehrten es über sich nähme, die Gemälde und übrigen Werke der Kunst zu sammeln und sie in dem Kloster del Carmen niederzulegen. Die Regierung billigte diese Anordnung und ertheilte jener Commission die königliche Sanction, und so entstand das Museo de Pinturas , welches sich noch in dem erwähntem Kloster befindet, wo ich es gleich in den ersten Tagen meines Aufenthaltes in Augenschein nahm. In den zwar ganz schmucklosen, doch hellen Raumen dieses Klosters, in dessen Höfen acht stolze Dattelpalmen meine Bewunderung erregten, findet man 6—700 Gemälde vereinigt, die größtentheils der valencianischen Schule angehören; nur wenige giebt es von der italienischen und niederländischen.
aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847
Ich fahre mit dem Bus zum Bahnhof, der Estació del Nord. Das Gebäude ist ein 1917 eröffneter Jugendstil-Bau, welcher, trotz seines Namens, im Süden der Stadt liegt. Die schöne Gestaltung findet sich auch in der Schalterhalle, während die Gleishalle, die Seiten-Fassaden und das Dach gerade restauriert werden und darum mit Gerüsten verkleidet sind. Neben dem Bahnhof liegt die Stierkampfarena, wo man durch die Tore einen Blick ins Innere erhaschen kann. Die letzten Stierkämpfe waren im Mai, jetzt herrscht wohl Sommerpause.
Ich steige in den Bus C1 und fahre eine Runde um die Innenstadt, eine preiswerte Stadtrundfahrt.
Ich spaziere zum Markt, um frische Früchte zu kaufen und dann zum Palacio de Comunicaciones, dem Postgebäude mit dem markanten Turm. Es sollte zu besichtigen sein, aber die Türen sind geschlossen, nur der Postschalter ist offen. Google meint, um 12 Uhr könne man rein. Es ist nicht weit zum IVAM, dem Institut Valencià d’Art Modern. Im Untergeschoss findet man Werke des spanischen Bildhauers und Malers Julio Gonzáles. Eine Ausstellung zeigt die Installationen und Performances der afroamerikanischen Künstlerinnen Senga Nengudi und Maren Hassinger, Schön sind auch die grossformatigen Werke der valencianischen Malerin Soledad Sevilla. Vom IVAM spaziere ich zum nahen Centre del Carme Cultura Contemporánia (CCCC). Faszinierend ist schon mal das Gebäude, ein ehemaliges Kloster aus dem 13. Jahrhundert. An den Wänden einer Kapelle findet man noch eingeritzte Musiknoten.
Wie Willkomm schreibt, wurden hier nach der Auflösung der Klöster die konfiszierten Kunstwerke ausgestellt. Diese Bilder sind mittlerweile an anderen Orten zuhause, und die zeitgenössische Kunst ist in die historischen Räume eingezogen.
Eine Ausstellung widmet sich der urbanen Kunst. Diese Ausstellung dokumentiert die Karrieren von zehn valencianischen Urban Artists, die internationale Anerkennung erlangt haben, von ihren Anfängen bis heute. Ein umfassender Rundgang durch Archivbilder, Originalwerke, ikonische persönliche Gegenstände und Wandmalereien, die speziell für das Centre del Carme geschaffen wurden. Sehr originelle Sachen findet man in der Keramikausstellung Cosas que hacen CLAC.
Nun will ich eigentlich zur nächsten Busstation, komme aber an einem weiteren Museum vorbei, dem Haus des Malers José Benlliure Gil. Den Namen habe ich noch nie gehört, also trete ich ein.
1957 schenkte María Benlliure Ortiz der Stadt Valencia das Familienhaus, in dem ihr Vater, der berühmte Maler José Benlliure Gil (Valencia 1855–1937), lebte und arbeitete, zusammen mit zahlreichen Kunstwerken und interessanten Objekten. Daraus entstand das heutige Haus-Museum.
Das zwischen 1880 und 1883 erbaute Gebäude ist ein interessantes Beispiel für ein Wohnhaus der gehobenen Mittelklasse aus dieser Zeit und besteht aus einer dreistöckigen Wohnung, einem Garten und einem Malpavillon.
Das Hauptgebäude bildet im Erdgeschoss eine Reihe von Wohnräumen nach, in denen Sie authentische Möbel aus dem späten 19. Jahrhundert sowie interessante Werke renommierter zeitgenössischer Künstler wie Sorolla, Muñoz Degraín, Rusinyol, Luna Novicio, Nagy und anderen bewundern können.
Von den Gemälden bin ich nicht so begeistert, aber das Haus ist wirklich spannend. Hinter dem Haus beginnt überraschend ein grosser, leicht verwilderter Garten, der zum zweistöckigen Studio des Meisters führt. Hier hängen an den Wänden zwei Ophikleïde und weitere altertümliche Blasinstrumente.
Jetzt ist es nach 12 Uhr, ich fahre weiter mit dem Bus zum Postgebäude, in der Hoffnung, dass die Ausstellung jetzt geöffnet ist. Ich finde aber nichts dergleichen, darum gehe ich Essen. Im Udon gefällt mir das Corral Chicken Yaki Udon.
Mit dem Bus fahre ich in mein Quartier, im Baes Café, wo ich schon einmal war gibt es Glacé und Espresso. Ich plaudere mit den Besitzern. Sie sind aus Argentinien, arbeiteten in Italien und jetzt in Valencia und betreiben seit 4 Monaten dieses Café.