Bald schwinden nun die Hügel allgemach

Und minder üppig ist das Land zu schauen.

Und gränzenlose Ebenen folgen nach.

Fern, ohne Ende reichen Spaniens Auen,

Soweit das Auge trägt!

 

Byron, Childe Harold.

Es war am Morgen des 18. Juni früh um 11 Uhr, als ich von dem lieblichem Valencia Abschied nahm, welches ich nicht mehr wiederzusehen hoffen durfte. Die Junisonne brannte heiß von dem heiterem Himmel, Wolken erstickenden Staubes drangen zu allen Oeffnungen der Diligence herein und entzogen uns momentan die Ansicht der Gegend. Man hatte mir in Frankreich soviel von den spanischen Diligencen erzählt, daß ich ordentlich neugierig war, dieselben kennen zu lernen. Ich habe aber das Reisen in denselben bei Weitem nicht so unbequem gefunden, als man es mir geschildert hatte; im Gegentheil sind die spanischen Diligencen weiter und deshalb bequemer als die französischen, mit welchen sie ihre Construction gemein haben, und unsere Reise würde recht angenehm gewesen sein, hätten wir nicht so viel von Hitze und Staub zu leiden gehabt. Der letztere übersteigt alle Begriffe! Die Räder gehen handtief in dem Staube, in den sich das kalkige Material der Straßen während des regenlosen Sommers auflöst, und da jede Diligence mit wenigstens acht Maulthieren bespannt ist, die fortwährend zum schnellstem Trabe angehalten werden, so kann man sich eine Vorstellung von der Staubatmosphäre machen, welche die armen Reisenden umgiebt, die wegen der enormen Hitze genöthigt sind, die Fenster des Wagens offen zu lassen. Trotz des schlechten Zustandes der Chausseeen, auf denen allerdings nirgends ein Wegegeld entrichtet wird, fahren die Diligencen doch fast ebenso schnell wie in Frankreich und man würde ebenso rasch reisen wie dort, erforderte das Umspannen der vielen Thiere auf den Stationen nicht soviel Zeit. Die Fortbewegung der Diligencen sowie das dazu gehörige Personal sind wirklich amüsante Dinge.

Während man in Frankreich nie mehr als fünf Pferde vor eine Diligence spannt, bedarf man in Spanien , wie schon bemerkt, mindestens acht Maulthiere; ja gar nicht selten, z. B. in gebirgigen Gegenden, steigert sich die Zahl der Zugthiere bis auf zwölf. Diese sind sämmtlich paarweise gespannt und die ersten Paare ziehen die zunächst folgenden, da nicht alle an die Deichsel gespannt werden können. Im vorderstem Paare geht ein Pferd, auf welchem der Zagal oder Postillon reitet, um die scheuen Maulthiere im Schritt zu halten. Diese armen Postillone, gewöhnlich junge Bursche von fünfzehn, sechzehn Jahren haben mich oft gedauert. Sie wechseln nämlich nicht wie bei uns auf den Stationen, sondern ein und derselbe muß die ganze Tour, für welche die Diligence bestimmt ist, reiten, also z. B. von Valencia bis Madrid, eine Reise von drei und ein halb Tagen!

Außer dem den Zug anführenden Zagal, welcher eine kurze Hetzpeitsche und große Radsporen wie ein Ritter aus dem Mittelalter trägt, giebt es noch einen Zagal, der theils vorn auf dem eigentlichem Kutschersitz neben dem Mayoral (Schaffner) sitzt, theils neben dem Wagen herläuft oder von Zeit zu Zeit, wenn er das Laufen satt hat, auf die Wagentritte springt und mit seiner langen Peitsche die Thiere zum Lauf antreibt. Der Mayoral versieht die Functionen des eigentlichen Kutschers. Er muß nämlich sämmtliche Zugthiere leiten, was bei der großen Zahl derselben gewiß kein leichtes Stück Arbeit ist. Dies thut er aber weniger mit den Händen als mit dem Munde, indem ein jedes der Maulthiere seinen Namen hat, auf den es hört. Das vorderste heißt gewöhnlich „Valerosa“ (die Tapfere) , dann kommen, die Generala, Coronela, Capitana, Rosita und wie sie alle heißen, und da es fortwährend etwas zu commandiren giebt, dabei sowohl Mayoral als Zagal aus Leibeskräften schreien und fluchen, die Postillone unaufhörlich mit ihren Peitschen knallen und jedes der Zugthiere ein Schellenband am Halse trägt, so kann man sich eine Vorstellung von dem entsetzlichem Lärm machen, welcher um eine spanische Diligence tobt, und ich kann es nicht begreifen, wie Reisende in einem solchem Wagen, der alle Augenblicke beim Wegprallen über die zahlreichen, im Gleise liegenden Steine hoch in die Luft fliegt, schlafen können!

Außer dem Mayoral und den beiden Zagals kommen noch zwei bis drei „Escopeteros“ zu dem Dienstpersonal. Letztere haben den Namen von ihren Flinten, — Escopetas, — und sind dazu bestimmt, die Diligence gegen etwaige Räuberanfälle zu schützen, obwohl ich überzeugt bin, daß sie die ersten sein dürften, welche bei einem Ereigniß dieser Art davonliefen. Gewöhnlich tragen sie „Trabucos“, Carabiner mit zwei Zoll dickem Lauf und weiter trompetenähnlicher Mündung, in die gewöhnlich drei bis vier Kugeln geladen werden. Dies ist dieselbe furchtbare Waffe, deren sich die spanischen Räuber und Contrebandisten zu bedienen pflegen. Die Escopeteros haben eigentlich gar keinen bestimmten Platz; gewöhnlich liegen sie blos oben auf dem Wagen zwischen den Waarenballen und Koffern, wo sie es sich nach Belieben bequem machen mögen, und vertreiben sich die Zeit mit Singen von Romanzen. Gar nicht selten nehmen sie wohl auch eine Guitarre mit und amüsiren sich, die Passagiere mit ihrer disharmonischen Musik zu quälen.

Wie in Frankreich, so auch in Spanien, sind die Diligencen kein Staats-, sondern Privatunternehmen und dürfen daher keine Briefe besorgen (Das Postwesen ist königlich und die Briefe werden meist durch Reitposten besorgt. Erst vor zwei Jahren hat man angefangen, auf einigen Routen sogenannte Sillas-Correos zu errichten, die den französischen Malle-Postes entsprechen und zwei Personen mit geringem Gepäck befördern. Dagegen kann man auf allen königlichen Straßen „en Posta“, Extrapost, reisen, was aber bedeutend theurer ist als par Diligence, und kaum schneller, da man auf den Stationen oft lange auf Pferde warten muß). Es bestehen gegenwärtig zwei Haupt-Actiengesellschaften, welche das Diligencenwesen auf der ganzen Halbinsel besorgen, die Compania de las Diligencias generales und die der Diligencias peninsulares. Diese befördern die Reisenden auf allen „Carreteras Reales“ oder königlichen Heerstraßen, die von Madrid nach den größeren Provincialhauptstädten, nach den königlichen Lustschlössern (Sitios reales) und nach den wichtigsten Hafenstädten der Küste gehen. Zwischen den Provincialhauptstädten, selbst den größten, wie z.B. zwischen Granada und Sevilla, findet keine Diligencenverbindung statt; ja häufig genug giebt es nicht einmal Fahrwege trotz der schönen Chausseeen, welche auf den Landkarten verzeichnet stehen!

Die Reisekosten sind um die Hälfte theurer als in Frankreich und dabei hat man noch eine Menge Trinkgelder zu bezahlen, welche der Mayoral, die Zagals und Escopeteros erpressen, sobald man an dem Orte seiner Bestimmung angelangt ist. Dagegen verdient der Eifer, mit welchem die Unternehmer für die Verpflegung der Reisenden unterwegs gesorgt haben, wenn sie auch noch sehr viel zu wünschen übrig läßt, bei dem uncultivirtem Zustande des Innern von Spanien alle Anerkennung. Die Diligencen fahren selten die ganze Nacht hindurch; gewöhnlich bleiben sie einen Theil derselben liegen, damit die Reisenden etwas ausruhen können, was bei dem holprigem Zustande der Straßen wirklich nothwendig ist. Die Verpflegung unterwegs ist eben nicht billig zu nennen. Man speist zweimal des Tages à table d‘hote, und da die Gastwirthe verpflichtet sind, stets so viele Couverts zu liefern, als Personen in der Diligence Platz haben, und bei dem geringem Verkehr ihre Speisen an Niemand anders als die Reisenden los werden können, so muß jeder Reisende sein Couvert bezahlen, er mag essen oder nicht. Ein Frühstück (Almuerzo) kostet 10 Realen, ein Mittagsmahl (Comida) 12, ein Bett 4 und ein Desayuno (erstes Frühstück, bestehend aus einer Tasse Chocolade oder Kaffee mit geröstetem Weißbrod) 2 Realen. Außerdem muß man bei jeder Mahlzeit ein Trinkgeld von einem Real geben, was in Summa täglich 30 Realen, d. h. 1½ Piaster oder 2 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf. sächsisch ausmacht.

Unser Wagen war wenig besetzt, ein Glück bei der furchtbaren Gluth, welche in dieser Jahreszeit in den dürren Ebenen des Innern herrscht. Außer mir befanden sich noch ein Oberst mit seiner Frau nebst einer Amme mit einem Säugling in der Diligence. Ammen und kleine Kinder scheinen unzertrennlich von dem Begriffe einer spanischen Diligence zu sein, so oft ich wenigstens das Vergnügen gehabt habe, par Diligence zu reisen, ist auch gewiß eine Amme unter der Reisegesellschaft gewesen.

So lange man sich innerhalb des Königreichs von Valencia befindet, ist die Straße ziemlich gut und größtentheils mit Pappeln und Ulmen eingefaßt. Bei dem unweit der Albufera gelegenem Flecken Catarroja verläßt man die reizende Huerta, welche jedoch nicht mehr so saftig goldgrün aussah wie einen Monat früher, indem die Maulbeerbäume des größten Theils ihrer Blätter beraubt worden waren, um die Seidenraupen zu ernähren. Ueberall waren die Landleute in der Weizenärndte beschäftigt. Sie schneiden blos die Aehren mit Sicheln ab und schaffen sie auf die früher beschriebenen „Eras“, wo sie sogleich ausgedroschen oder vielmehr ausgetreten werden. Ist dies geschehen, so wird das Getreide gewurft, ebenfalls auf freiem Felde, wobei die Spreu unbenutzt in alle Winde fliegt, und hierauf in die Vorrathskammern geschafft, denn Scheuern in unserm Sinne kennt man in Spanien nicht. Das auf den Feldern zurückgebliebene Stroh wird zum Theil in Hechsel zerschnitten; die übrigbleibenden fußhohen Stoppeln zündet man an und ihre Asche dient als einziges Düngungsmittel für die Aecker. Neben den dunkelgrünen Reisfeldern der Albufera hinfahrend genießt man fortwährend den Anblick der höchst malerischen Sierra de Cullera jenseits des blauen Seespiegels, an deren Fuß die Thürme des Städtchens Sueca aus einem Walde von Fruchtbäumen hervorblicken. Sueca ist einer der Hauptorte des Reislandes, hat aber wegen seiner erhabenen Lage dicht am Fuße des Gebirges weniger von den schädlichen Ausdünstungen der Reisfelder zu leiden (Die Ebene von Sueca gehört zu den fruchtbarsten Gegenden der Provinz. Man ärndtet hier jährlich 24000 spanische Scheffel (der spanische Scheffel, Fanega, ist ungefähr ¾ eines dresdener) Reis, 2000 Arroben Oel (eine Arroba ist gleich 25 Pfund) und 11000 Pfund rohe Seide!)

Zur Rechten der Straße liegt auf einem kahlem Sandhügel ein alter viereckiger Thurm oder eine Atalaya aus der Maurenzeit, die Torre de Espioca, die gegenwärtig den Carabineros als Warte dient. Solche Wartthürme, deren es unzählige sowohl an der Küste als im Innern von Spanien giebt, haben immer einen eigenthümlichen Eindruck auf mich gemacht. Man wird unwillkürlich an die romantischen Kämpfe zwischen Orientalen und Occidentalen erinnert, deren Schauplatz der spanische Boden so viele Jahrhunderte lang gewesen ist; und oft glaubt man beim Anblick der beduinenartigen Landleute Valencias den Turban eines Mauren hinter den zerbröckelnden Zinnen einer Burg hervorgucken zu sehen. Durch unermeßliche Pflanzungen von Johannisbrodbäumen gelangten wir nach dem Flecken Alginete, in dessen Mitte sich ein mächtiges maurisches Castell mit gewaltigen viereckigen Thürmen erhebt, wie es überhaupt fast kein Dorf im Süden von Spanien giebt, in dessen Nähe sich nicht Ruinen einer alten Burg aus der Maurenzeit vorfänden. Hinter dem Städtchen Alcudia de Carlet, dem Geburtsort der beiden Vergara, tritt man in das gänzlich mit Reis erfüllte und von zahllosen Canälen zerschnittene Thal des Rio Jucar ein, den man auf einer Fähre überschreitet. Leider ist das Project, das Bett des Flusses zu verlegen und ihn zu überbrücken, nicht zur Ausführung gekommen. Ehe man an den Fluß gelangt, gewahrt man zur Linken drei Bogen einer wunderschön gebauten, aber unvollendeten Brücke mitten auf dem Trockenem, welche aus dem Jahre 1800 stammen. Die wenig später beginnenden Kriege haben den Bau unterbrochen und so sind die Reisenden nach wie vor der Gefahr ausgesetzt, durch die Wässer des Jucar aufgehalten zu werden, welcher oft in Folge eines Gewitters oder zur Regenzeit das ganze flache Thal überschwemmt. Aus diesem Grunde sind eine lange Reihe steinerner Säulen längs der Straßenränder errichtet, um bei einer Ueberschwemmung die Richtung der Chaussee anzudeuten. Eine glühende blaue Dunstatmosphäre lag über den unabsehbaren Reisniederungen, zwischen deren dunkelgrünen Feldern allenthalben die blauen Wässer der Canäle durchschimmern. Zerstreute Ruinen ehemaliger Ortschaften mahnen an die furchtbaren Epidemieen, welche alljährlich diese Gegenden heimsuchen. Bald nach Ueberschreitung des Jucar steigt die Straße sanft zu dem Puerto de Carcer empor, einem Passe, der über eine Hügelkette in die Huerta von Jativa führt und der herrlichen Ebene von Valencia ein Ziel setzt. Noch einmal weidete ich meine Augen an dem reizendem Gemälde dieser Gegend, umsäumt von purpurvioletten Gebirgen; bald darauf erreichten wir die Venta del Rey, wo wir bis Nachts um 12 Uhr blieben. Diese ist einer jener großen stattlichen Gasthöfe, welche auf königlichen Befehl unter Carl III. an den Landstraßen zur Bequemlichkeit der Reisenden gebaut wurden, und brachte mir einen hohen Begriff von einer spanischen Venta bei. Von meinem Zimmer aus konnte ich gemächlich die von der untergehenden Sonne duftig beleuchtete Landschaft betrachten.

Die Venta del Rey liegt nahe bei dem Städtchen Rogla und gerade gegenüber, jenseits des weiten von Orangeplantagen, Oel- und Maulbeerbäumen erfüllten und von Weinbergen umschlossenen Thales, entfalten sich die blendendweißen Häuserreihen von Jativa terrassenförmig am Abhange eines dürren Kalkgebirges, auf dessen zerklüfteten Gipfeln zwei halbzerstörte Castelle thronen. Diese Stadt von 10’000 Einwohnern hieß zur Zeit der Römer Setabis, welchen Namen die Mauren in Jativa corrumpirten. Sie ist der Geburtsort der Päbste Calixtus III. und Alexanders VI. sowie des Malers Ribera il Spagnoletto und war schon zur Römerzeit wegen der außerordentlichen Fruchtbarkeit ihrer Ebene bekannt, namentlich wegen ihres Hanfs und Leins, den Plinius für den besten von Europa erklärt.

Seine Bewohner haben sich von jeher durch ihren kriegerischen Muth ausgezeichnet. Nach der Capitulation von Valencia erklärte der maurische Commandant von Jativa, Achmed el Chazragi, Oficier von Mohammed Aben Houd, Sultan von Sevilla, dem König Jacob I. von Arragonien den Krieg, und obwohl dieser die Stadt das ganze Jahr 1241 hindurch belagerte, scheiterte seine Macht an der Tapferkeit und der Ausdauer seiner heldenmüthigen Bewohner. Erst im Jahre 1248 ergab sich Jativa nach einer zweiten langen Belagerung, mehr durch den Hunger bezwungen als durch die Macht der christlichen Waffen. Während des Erbfolgekrieges gehörte diese Stadt zu denjenigen Puncten, die am hartnäckigsten die Ansprüche des Erzherzogs Carl von Oestreich vertheidigten, und ward erst nach einer langen Belagerung durch den General Asfelt von den Truppen Philipps V. mit Sturm genommen, wobei mehr als die Hälfte seiner Bewohner umkam, sowie der größte Theil der Stadt in Trümmerhaufen verwandelt wurde. Zur Bestrafung ihres hartnackigen Widerstandes verwandelte Philipp V. den Namen der Stadt in San Felipe, allein noch heurigen Tages ist sie mehr unter dem altem Namen Jativa bekannt als unter dem neuem.

aus Moritz Willkomm: Zwei Jahre in Spanien und Portugal, 1847

15 km weit fahre ich auf der Autostrasse durch Valencia und Vorstädte, Lichtsignale wechseln mit Bushaltestellen, ich komme nur sehr langsam vorwärts. Dann biegt mein Weg weg von der Hauptstrasse in die Albufera, jetzt ist es entspannter. Die Huertas, die Willkomm beschreibt, sind immer noch da, auch die Reisfelder. Das Ganze ist einfach eine Dimension grösser und die Bewirtschaftung industriell.

Die Gebirgszüge sind noch etwas im Dunst, am Horizont zeigt sich der Cavall Bernat, sie künden an, dass die riesige Ebene von Valencia ein Ende hat. Auch ich komme an hohen Türmen und Burgruinen vorbei. Willkomm fuhr dort durch, wo heute die Autobahn ist, mein Weg ist etwas weiter  östlich. Den Rio Jucar überquere ich in Alzira, er führt aber kein Wasser. 

Den von Willkomm erwähnten Pass Puerto de Carcer erkenne ich nicht, hier ein Link zu diesem Thema: https://metidosencarretera.esy.es/viajes/puertocarcer/puertocarcer-1.html

Ich erreiche Játiva um 13 Uhr und beziehe meine Studio in der Altstadt. Das ist eine tolle, preiswerte Unterkunft.

aus der Karte der Touristeninformation:

Bedeutende römische, später westgotische und arabische Siedlung. Das historische Zentrum stammt aus dem 10. Jahrhundert und verfügt über eine Stadtmauer aus dem 11. Jahrhundert.

Jakobus I. eroberte die Stadt 1244.

Xàtiva erlebte seine Blütezeit im Mittelalter, und zahlreiche Überreste aus dieser Zeit sind noch erhalten. 1346 erhielt Xàtiva das Stadtrecht. Hier wurden die Päpste aus der Familie Borgia, Calixto III. und Alexander VI., sowie der Maler Ribera „El Españoleto“ geboren. 1707 rächte sich Philipp V., der Sieger des Spanischen Erbfolgekriegs, an der Stadt, indem er sie niederbrannte und ihre Bewohner vertrieb. Viele Gebäude wurden daher im 18. Jahrhundert errichtet. Xàtiva hat heute etwa 30.000 Einwohner und ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Region.

Im Touristenbüro erhalte ich Tipps für eine Wanderung zum Schloss, welche ich um 16 Uhr beginne. Auf dem Weg hinauf komme ich an der Ermita San Josep vorbei, welche aber schon geschlossen ist. Am Weg liegen die Grundmaueren eines islamischen Palastes aus dem 12. Jahrhundert, welche 1991 frei gelegt wurden. Nach der Kirche Sant Feliu, dem ältesten Gotteshaus dieser Gegend, gelangt man zur Nevera (Kühlschrank), einem turmartigen Keller, wo im 18. Jahrhundert Schnee aus Höhlen der Sierra de Mariola zwischengelagert wurde. Nach der Tropfenhöhle, welche eine Wasserreservoir wäre, aber trocken ist, komm man auf die Fahrstrasse, auf welcher ich nach einer letzten Spitzkehre die Burg erreiche. Die freundliche Kassiererin nimmt sich für jeden Kunden Zeit und erklärt mir den Rundgang, zu welchem ich eine Karte erhalte.

Gleich beim nächsten Gebäude hat es ein Tor in der Mauer, durch welches man zu einem Aussichtsplatz mit Blick auf die umliegenden Wälder und Hügel gelangt. Meine Wanderung führt weiter durch das Malanyat Tor zu den Zisternen. Am besten erhalten sind die vier Zisternen in einer Reihe, mit einer Kapazität von 430 m³. Wieder zurück innerhalb der Mauern geht es durch mehrere Tore und an einem Brunnen vorbei hinauf zum Oberen Schloss. Auch ein Gefängnis ist noch erhalten, mehrere Türme in Ruinen und diverse Räume und Kapellen. Von überall hat man eine tolle Aussicht auf das untere Schloss, die Stadt Játiva, und die Umgebung. 

Nach diesem Teil geht es auf die andere Seite zum unteren Schloss, welches neben einem felsigen Hügel steht, welcher auch fast wie eine Burg aussieht. Lustig sind die Latrinen.

Ursprünglich umfasste die Mauer nicht nur die Festung auf dem Berg, sondern die ganze Stadt Játiva und war die längste Festungsmauer Andalusiens.

Beim Abstieg nehme ich den Weg an der Muralla de Levanta entlang und komme so zum Waschplatz und zur Fuente de los 25 caños, wo wirklich Trinkwasser aus 25 Hähnen sprudelt. Auch in der Stadt hat es mehrere Brunnen mit fliessend Wasser, bemerkenswert in dieser trockenen Landschaft.

https://www.comunitatvalenciana.com/de/mittelmeer-in-aktion/burg-von-xativa